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Archivfoto von Ingrid Betancourt
Foto: REUTERS/PHILIPPE WOJAZER
Wien - Das ORF-"Weltjournal" widmet seine nächsten drei Ausgaben verschiedenen Themenschwerpunkten. "Starke Frauen" zeigt das Auslandsmagazin, präsentiert von Cornelia Vospernik am Mittwoch, dem 6. August, um 22.30 Uhr in ORF 2.

Starke Frauen

Sie sind auf dem Vormarsch, nicht nur in der Debatte des deutschen Feuilletons, wo FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher düster von einer drohenden "Männerdämmerung" spricht, sondern auch in jenen Ländern, die bisher weder durch Reichtum noch durch funktionierende Demokratien gesegnet waren. Sie sind wirtschaftlich erfolgreich, zäh und hartnäckig im Durchsetzen politischer Forderungen bzw. sie setzen ihr Leben aufs Spiel, um den Mächtigen auf die Finger zu schauen. Das "Weltjournal" stellt vier dieser Frauen vor:

  • China: Yue-Sai Kan

    Schon ihr Name ist Programm: Yue-Sai, zu Deutsch: "Flügel zum Westen". Ihrem Vater gelang in den fünfziger Jahren die Flucht aus Rotchina via Hongkong in die USA. Dort gründete Yue-Sai ihre erste Import-Export-Firma und wurde dann TV-Star. Zwölf Jahre lang präsentierte sie den Amerikanern Sendungen über Asien und arbeite auch als UNICEF-Sonderbotschafterin. Vor 15 Jahren kam das überraschende Angebot der Machthaber in Peking: Yue-Sai wurde beauftragt, in mehr als 100 TV-Folgen westliche Länder und Persönlichkeiten dem chinesischen Publikum vorzustellen. Aber das war Yue-Sai noch nicht genug. Sie entwickelte ihre eigene Kosmetiklinie, spezifisch für asiatische Frauen. Mit einem Umsatz von 25 Millionen Euro im Jahr ist Yue-Sai zur "Kaiserin der Schminktöpfe" geworden und symbolisiert wie keine andere das neue Gesicht Chinas.

  • Nicaragua: Alta Hooker

    Alta Hooker ist die erste Dunkelhäutige, die einer Universität in Mittelamerika vorsteht. Ihre Alma Mater liegt in der rückständigsten Region Nicaraguas, dem einzigen Landesteil, in dem mehrheitlich Indios (Majangnas und Miskitos) leben und mehrere Dialekte neben der Hauptsprache Spanisch gesprochen werden. In ärmsten Verhältnissen geboren, ermöglichte ihr die Mährische Kirche den Besuch der Schule, dann absolvierte sie eine Ausbildung zur Krankenpflegerin. Sie kämpfte mit den Sandinisten und studierte in Kuba. Die Verbesserung der Bildung in der Region ist Alta Hookers oberstes Ziel, denn die Fachkräfte, die von ihrer Universität abgehen, sollen die Bodenschätze der Region eigenständig verwalten können und so verhindern, dass die Lizenzen ausländischen Konzernen zugeschanzt werden.

  • Kolumbien: Ingrid Betancourt

    Sie ist gebildet und kämpferisch: Ingrid Betancourt, die mittlerweile den Spitznamen "Jeanne d'Arc Kolumbiens" trägt. Als Spitzenkandidatin der kolumbianischen Grünen forderte sie nicht nur Maßnahmen zur Rettung des Regenwaldes, sondern prangerte auch Machenschaften und Korruption in der kolumbianischen Politik an. Im Februar 2002 wurde die Mutter zweier Kinder von linksgerichteten Guerillakämpfern der "Bewaffneten Revolutionären Kräfte Kolumbiens" (FARC) entführt. Ihr Ziel ist offenbar der Austausch mehrerer Geiseln gegen im Gefängnis einsitzende Guerilleros. Seit eineinhalb Jahren bangt die Familie Ingrid Betancourts und kämpft um eine Vermittlungslösung. Der letzte Befreiungsversuch mit der Hilfe Frankreichs (Betancourt ist mit einem französischen Staatsbürger verheiratet und hat die französische Staatsbürgerschaft) ist erst Ende Juli gescheitert.

  • Tschetschenien: Tamara K.

    Tamara K. will ihren Nachnamen nicht nennen, denn ihr Leben ist in Gefahr. Die 46-jährige Journalistin ist die einzige Person, die systematisch die Verbrechen der russischen Armee in Tschetschenien dokumentiert. Sie wurde in einem Flüchtlingslager in Kasachstan geboren, lebt ohne Mann und Kinder und besucht nur manchmal ihre alte Mutter, die immer noch in einem Flüchtlingslager lebt. Bis heute hat Tamara kein Zuhause, denn alle zwei Tage wechselt sie ihren Aufenthaltsort, um nicht in die Hände der russischen Armee zu geraten. Nach offizieller Diktion führt die russische Armee in Tschetschenien eine Polizeiaktion durch und geht dabei mit äußerster Härte gegen die Zivilbevölkerung vor. Mit einer kleinen Kamera filmt Tamara die jungen Männer, die von der russischen Armee gefoltert und umgebracht werden. Sie sammelt Fotos, lässt sich den genauen Hergang von so genannten Säuberungsaktionen erzählen und dokumentiert, wer vermisst wird - eine Lebensaufgabe für Tamara K. (red)