Heiße Badetage und laue Sommernächte laden nicht nur zu Openair-Veranstaltungen ein, sondern locken auch Taschendiebe an. Mobiltelefone sind dabei nach wie vor eine beliebte Beute, die allerdings nur kurzfristig genutzt wird. Bei über 80 Prozent Handybesitzern unter den erwachsenen Österreichern haben die Diebe auch große Auswahl.

"Wir haben keine genaue Auflistung"

Zahlen gibt es allerdings kaum. "Wir haben keine genaue Auflistung, da in unserer Datenbank auch gestohlene Handys nur als ,Verlust' gespeichert sind", erklärt Mobilkom-Pressesprecherin Ursula Novotny. Grundsätzlich sei es im Sommer mit den vielen Massenveranstaltungen unter freiem Himmel aber schon wahrscheinlicher, dass ein Mobiltelefon plötzlich verschwindet.

Bei T-Mobile stellt man dagegen keinen Anstieg fest, wie Maria Graffius von der Pressestelle mitteilt. "Einige wenige Sperren pro Tag" müssen die ehemaligen Mäxchen wegen Diebstahlsmeldungen durchführen.

Was mit den Handys passiert, sobald sie weg sind, hängt von den Dieben ab. "Meistens wird mit gestohlenen Telefonen so lange telefoniert, bis der Akku oder die Wertkarte leer ist. Anschließend werden sie weggeworfen", erläutert Mobilkom-Sprecherin Novotny. "Wenn allerdings eine professionelle Bande auf Tour ist, dann werden die SIM-Sperren geknackt und die Handys ins Ausland verschoben."

Gefahr im Gedränge

Auch Michael Braunsperger, Leiter des Diebstahlsreferats der Wiener Polizei, sieht das ähnlich. "Am heimischen Schwarzmarkt kriegt man fast nichts mehr für ein Handy, weil sie für Neukunden ohnehin um null Euro zu haben sind", meint der Beamte. Doch besonders in der U-Bahn gehen Banden professionell und arbeitsteilig vor, schildert Braunsperger. "Einer der Täter verursacht beim Ein- oder Aussteigen absichtlich ein Gedränge, ein zweiter greift in die Taschen und gibt die Beute sofort dem dritten, der damit verschwindet."

"Um Gottes willen"

Tipps der Polizei: "Um Gottes willen nichts in Gesäßtaschen stecken und keine Rucksäcke tragen." Auch Magnetverschlüsse bei Taschen sind nicht ratsam, da man das Öffnen im Gedränge kaum hört.

Böse Überraschungen auf der Telefonrechnung bleiben eher aus, wenn man die Telefone so schnell wie möglich sperren lässt. "Die Hotlines sind 24 Stunden besetzt, ab dem Anruf dort wird die Rechnung nicht mehr belastet", so Novotny. Besonders bei Jugendlichen sei das manchmal ein Problem: "Wenn ihnen das Gerät auf einem Clubbing um zwei Uhr früh gestohlen wird, bemerken sie es oft erst am nächsten Nachmittag." Ihr Ratschlag daher: der regelmäßige Griff zum Handy. Aber nicht, um zu telefonieren, sondern um sicher zu sein, dass das nicht schon ein anderer macht. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 4. August 2003)