Kein Adlerweibchen, aber bewusst feminine Sprache. Die Männer können "mitgedacht" werden.

Foto: Standard/Hannes Schlosser

Im November will Christine Baur, die in der Tiroler Landesregierung unter anderem für Frauenangelegenheiten zuständig ist, ihren großen Wurf durch den Landtag bringen. Geht ihr Vorhaben durch, wird das neue Tiroler Kinder- und Jugendhilfegesetz künftig fast ausschließlich in weiblicher Form verfasst sein.  Denn Sprache sei ein "Herrschaftsinstrument", sagt Baur zu tirol.ORF.at.  Durch das generische Maskulinum der Sprache würden die Frauen unsichtbar gemacht, also gelte es mithilfe gegenderter Sprache gegen zu steuern.

Nicht geschlechtsneutral

Statt von Rechtsanwälten und Ärzten wird also forthin von Rechtsanwältinnen und Ärztinnen die Rede sein. Ohne Binnen-I, denn das sei eigentlich eine inoffizielle und nicht gesetzeskonforme Lösung, heißt es aus dem Büro der Landesrätin auf Anfrage von dieStandard.at. Auch eine geschlechtsneutrale Formulierung, die man zuerst angestrebt hatte, hatte die Rechtsabteilung mangels Lesbarkeit nicht für gut befunden. Ganz im Gegensatz zu Formulierungen wie dieser: "Pflegepersonen und Personen, die Minderjährige im Rahmen einer sozialpädagogischen Pflegestelle oder als Bereitschaftspflegerinnen betreuen, ..." Die explizit männliche Form kann von Rechts wegen getrost weggelassen werden und so soll es in Hinkunft auch sein.

Männer werden mitgedacht

"Damit wird klar, dass  - wenn man von Frauen spricht - vielleicht auch die Männer mitgedacht sind", beschreibt Baur ihre Leseart der neuen Gesetzesversion. Zu einer ähnlichen Lösung kam es vergangenen Sommer an der Universität Leipzig (dieStandard.at berichtete), die das "generische Femininum" für ihre Grundordnung eingeführt hatte.

Erwartbare kritische Reaktionen empfindet die Landesrätin sogar als begrüßenswert: "Ich finde es sehr schön, dass anhand des Widerstandes, der bei solchen Dingen zu spüren ist, klar wird, wie viel Macht Sprache hat." Von wichtiger Stelle habe es aber keinen Widerstand gegeben: Vom Koalitionspartner ÖVP. (red, dieStandard.at, 09.10.2013)