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Arianna Huffington, die Gründerin des Portals, hat in den USA begonnen. Mittlerweile gibt es Ableger in Frankreich, Italien, Spanien, Japan und Kanada.

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Ab 10.10., 10.10 Uhr wird am deutschen Medienmarkt einiges anders sein. Zu diesem Zeitpunkt geht die deutsche "Huffington Post" online. Gefeiert wird im Münchner Literaturhaus, Gründerin und Namensgeberin Arianna Huffington reist extra aus den USA an.

Sie und ihre deutschen Partner (die Burda-Tochter Tomorrow ­Focus) haben Großes im Sinn: ­Binnen fünf Jahren will man Gewinne machen, in die Top Five der deutschen Nachrichtenportale vorstoßen und mit etablierten Marken wie spiegel.de und welt.de auf Augenhöhe sein.

Funktionieren soll das nach jenem Rezept, mit dem Arianna Huffington vor neun Jahren in den USA begonnen und dort mittlerweile große Namen wie die ­Online-Ausgaben der "New York Times" oder der "Washington Post" hinter sich gelassen hat: Wenige Journalisten und viele Blogger, die allesamt gratis arbeiten, füllen die Seite. Nachrichten und Storys werden dabei hemmungslos von anderen Medien übernommen.

Den User/Leser kostet das alles nichts, die "Huffington Post" finanziert sich über Werbung. In Großbritannien schreibt sie bereits schwarze Zahlen, in den USA soll dieses Jahr der Break-even erreicht werden. Viele deutsche Verleger sind nicht begeistert, mühen sie sich doch gerade ab, den Deutschen das Gegenteil beizubringen - dass man künftig auch online für Inhalte bezahlen muss. "Die Huffington Post ist das Anti-Geschäftsmodell für Journalismus", wettert Springer-Chef Mathias Döpfner. Jeder Journalist wolle doch, "dass er von so vielen Leuten wie möglich gelesen wird", kontert Huffington und wirft ihren Kritikern vor, das Geschäftsmodell nicht zu verstehen.

Keine Neuerfindung

Keinen Grund für Panik im Verlagswesen sieht der deutsche Medienwissenschafter Klaus-Dieter Altmeppen: "Die Huffington Post erfindet den Journalismus ja nicht neu, sondern schüttelt die Dinge nur anders zusammen. Qualitätsjournalismus ist das keiner", sagt er zum ­STANDARD und prophezeit: "Letztendlich werden jene Themen zählen, die Klicks bringen."

Nicht dabei sein wird ab Donnerstag übrigens Kai Petermann. Der bekannte deutsche Design-Blogger war von der "HuffPost" gebeten worden, sich doch unentgeltlich einzubringen. Seine Antwort: "Herzlichen Dank für die Wahrnehmung meiner Arbeit. Ich gebe Ihren Vorschlag gerne an meinen Vermieter, den Lebensmittelhändler, den Tankwart und die Telekom weiter. Vielleicht kann ich in Zukunft dort ja ebenfalls ohne Bezahlung alle nötigen Dinge bekommen." (Birgit Baumann, DER STANDARD, 8.10.2013)