Die Durchfahrt beim Haus der Natur vom Kai auf den Museumsplatz ist das Nadelöhr der neuen Verkehrsregelung.

Foto: Thomas Neuhold

Salzburg - Die seit dem Wochenende geltende neue Verkehrsführung durch die Salzburger Innenstadt hat ihren ersten Härtetest absolviert: Am Montag musste erstmals der Berufsverkehr die geänderte Route benützen. Größere Staus sind ausgeblieben.

Im Kern besteht die neue Lösung aus der Sperre der Griesgasse für den Individualverkehr. Sie ist für Busse, Taxis, Einsatzfahrzeuge, Anrainer, Radfahrer und Fußgänger reserviert. Der motorisierte Individualverkehr muss über den Anton-Neumayr-Platz beim Haus der Natur vorbei auf den Kai ausweichen. Der Franz-Josefs-Kai - bisher eine zweispurige Einbahn - wird als Gegenverkehrsbereich geführt. Die Durchfahrt durch die Innenstadt bleibt für Pkw möglich.

Unterschiedliche Reaktionen

Politisch ist der nun bestehenden Variante eine heftige Auseinandersetzung zwischen SPÖ und ÖVP auf der einen Seite sowie Bürgerliste, FPÖ und Verkehrsinitiativen auf der anderen Seite vorausgegangen. SPÖ und ÖVP haben die aktuelle Lösung gegen den Willen der grünen Bürgerliste und der FPÖ durchgezogen.

Entsprechend unterschiedlich waren auch die ersten Reaktionen. "Da ist uns etwas Schönes gelungen", sagt die für die Umsetzung politisch ressortverantwortliche Baustadträtin Claudia Schmidt. Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) ist vorsichtiger: "Der erste Tag macht noch nicht alles klar. Wir schauen's uns langfristig an." Er hofft, dass die Autofahrer lernen, "dass es jetzt schwieriger ist, durch die Altstadt zu fahren.

Bis die Griesgasse zur "Flaniermeile" umgebaut ist, wird es freilich noch bis 2015 dauern. Insgesamt sind für das gesamte Projekt rund 2,5 Millionen Euro veranschlagt. Das seit Wochenende geltende Provisorium hat laut Baustadträtin Schmidt 450.000 Euro gekostet. Bei den Kosten für das Provisorium fangen die politischen Reibereien schon an. Verkehrsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) spricht von 700.000 Euro.

Sicherheitsprobleme

Padutsch hat das Projekt immer bekämpft, er favorisiert eine Lösung, bei der die Innenstadt zwar von allen Seiten für Pkw anfahrbar bliebe, aber die Durchfahrt nicht mehr möglich wäre. Obschon Padutsch auf Anfrage des Standard einräumen musste, dass der von ihm vorhergesagte Stau ausgeblieben sei, bleibt er bei seiner Ablehnung: Jetzt würde zwischen Altstadt und Salzach eine "Barriere" geschaffen.

Padutsch wollte die Verkehrsberuhigung von der Altstadt bis ans Salzachufer ausweiten. Zudem kritisiert er Sicherheitsprobleme: Auf der Hauptroute vor dem Haus der Natur würden jährlich 300.000 Fußgänger gezählt.

Proteste kommen auch von der Salzburger Verkehrsplattform. Sie kritisiert Verlagerungseffekte. Der Stadtteil Lehen müsste mit zehn Prozent mehr Individualverkehr rechnen. Überdies wäre zugunsten der Innenstadtregelung eine Busspur auf der Lehener-Brücke geopfert worden: "Damit steigt die Stauanfälligkeit für die Öffis." (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 8.10.2013)