Wolfgang Louzek: "Wenn jeden Tag öffentlich darüber nachgedacht wird, wo man überall regulieren kann, hilft das mit Sicherheit nicht, denn dann wird niemand mehr in Wohnungen investieren."

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STANDARD: Deutsche Investoren kaufen in Österreich derzeit hauptsächlich Einkaufszentren, Büros und mittlerweile auch Hotels. Wünschen Sie sich, dass auch der österreichische Wohnimmobilienmarkt für deutsche Investoren attraktiver wird?

Louzek: Ich würde das nicht auf eine Nation beschränkt sehen. Für jeden Investor sollten sich Investitionen lohnen. Die Deutschen sind in Summe der größte Investor, viel Kapital ist aber auch aus dem Osten hereingekommen. Nach 2008 wollten viele ihr Geld in Sicherheit bringen, das hat die Wiener Zinshauspreise teils in aberwitzige Höhen getrieben. Institutionelle Investoren kamen da gar nicht mehr mit, weil sie für ihre Kapitalgeber keine Rendite darstellen konnten.

STANDARD: Attraktiv sind in Österreich aber wohl auch Neubauten, denn die fallen nicht in die Mietpreisregulierungen des Mietrechtsgesetzes?

Louzek: Ja, im Neubau besteht dem Grunde nach keine echte Mietzinsregulierung. Hier ist es so, wie es sein sollte: Da muss man darauf achten, ob man das Haus auch in fünf oder zehn Jahren noch vermieten kann, man muss also die demografische Entwicklung mit einbeziehen. Im Altbaubereich ist nur die Mietpreis-Regulierung ein Thema.

STANDARD: Schrecken Mietendiskussionen Ihrer Meinung nach Investoren ab?

Louzek: Wenn jeden Tag öffentlich darüber nachgedacht wird, wo man überall regulieren kann, hilft das mit Sicherheit nicht, denn dann wird niemand mehr in Wohnungen investieren. Dann wird's auch im Neubau zu Problemen kommen, weil sich Investoren denken: Wer weiß, vielleicht werden in Österreich bald auch Neubauwohnungen preisreguliert. Da investiere ich doch lieber in ein Büro oder ein Einkaufszentrum, dort wird das eher nicht passieren.

STANDARD: Haben Sie das Gefühl, dass diese Angst am Markt besteht?

Louzek: Österreichische Investoren sind etwas abgebrühter, die kennen das seit Jahrzehnten. Unter nicht so geübten ausländischen Investoren besteht diese Angst auf jeden Fall, denn die können das nicht richtig abschätzen. Alleine das aktuelle österreichische Mietrechtsgesetz ist für viele ausländische Investoren nur schwer nachvollziehbar - insbesondere für deutsche, denn die sind an Regeln gewohnt, wie sich Mieten erhöhen lassen. Bei uns geht das meist eben gar nicht.

STANDARD: Ist das deutsche System mit den städtischen Preisspiegeln ein Vorbild?

Louzek: Wären wir schon dort, wo die Deutschen sind, wäre das ein Riesenschritt, weil die Schere zwischen alten und neu abgeschlossenen Mieten deutlich geschlossen würde. Aufgabe eines einzelnen Hauseigentümers ist nicht, dafür zu sorgen, dass die Mieter sozialverträglich wohnen können. Dass jeder, der investiert, eine Rendite sehen will, ist normal und per se noch kein kapitalistischer Auswuchs. Man kann aber natürlich auch nicht einfach ein Wiener Zinshaus kaufen und am nächsten Tag allen Mietern mitteilen, dass die Miete erhöht wird.

STANDARD: Solche Auswüchse hat's zuletzt aber gegeben.

Louzek: Für solche Vermieter spreche ich nicht. Die Institutionellen sind die, die ein Haus kaufen und jede Möglichkeit zur Sanierung und Erweiterung nützen. Das Manko der aktuellen Rechtslage ist, dass man erst vor Gericht erfährt, ob eine Vorgangsweise noch im Rahmen des Gesetzes war oder nicht. Keiner kennt sich mehr aus.

STANDARD: Zuletzt wurden mehr Wohnbauten freifinanziert als gefördert errichtet. Erwarten Sie, dass nun auch mehr Wohnimmobilien an Investoren verkauft werden?

Louzek: Wo die Nachfrage auch nach zehn Jahren noch da ist, kann man sich durchaus überlegen, im nicht regulierten Bereich zu investieren, denn das wird sich schon vermieten lassen, sofern es in Schuss gehalten wurde. Natürlich schwebt das Damoklesschwert einer Einbeziehung der Neubauwohnungen ins Mietrechtsgesetz ständig über einem - das ist halt so.

STANDARD: Und wird so bleiben.

Louzek: Natürlich, das bleibt hängen. Und wenn ernsthaft diskutiert wird, dass neu errichtete Gebäude auch in die Mietzinsregulierungen des Mietrechtsgesetzes fallen oder das sogar Eingang in ein Regierungsprogramm findet, würde das einen massiven Einbruch bewirken, davon bin ich überzeugt. Denn auch das Thema Vorsorgewohnungen stürzt dann dramatisch ein. Geld ist mobil, und die Deutschen investieren dann wohl lieber daheim. (DER STANDARD, 5.10.2013)