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Foto: AP/Lee

Einst waren es Motorola und Ericsson, dann Nokia und Blackberry, dann Apple – und nun ist Samsung der König des Handymarktes. Der südkoreanische Konzern hat heuer Apple als größter Smartphone-Hersteller der Welt abgelöst und hat gerade einen neuen Rekordgewinn für das dritte Quartal in Aussicht gestellt. Allein Samsung Electronics, der börsennotierte Teil des riesigen Konzerns, ist heute das 30-größte Unternehmen der Welt nach Marktwert.

Aber wird es Samsung mittelfristig besser gehen als seinen Vorgängern, oder wird es auch rasch wieder von der Spitze verdrängt werden und dramatische Einbrüche im Handy-Umsatz erleben?

Ich glaube ja. Bei allem Respekt für den Managementstil und die Leistung der Südkoreaner ist Samsungs Dominanz ganz besonders schlecht abgesichert.

Ein typischer Jaebeol

Das liegt einmal am Unternehmen selbst, der größte der südkoreanischen Jaebeols, familienkontrollierte Konglomerate, die in Dutzenden nicht verwandten Bereichen tätig sind – von Elektronik über Reederei, Bau, Textilien bis zu Versicherungen.

Solche Mischkonzerne sind meist nicht sehr gut gemanagt. Das ist bei Samsung offenbar anders. Konzernchef Lee Kun Hee ist einer der ganz großen Unternehmensführer der Welt. Aber wer über Samsungs seltsamer Corporate Culture und autoritären, gar militaristischen Managementstil liest, der wird sofort an die japanischen Konzerne der 1980er Jahre erinnert, die ebenso als Wundermaschinen der Industrie gepriesen wurden und dann gerade wegen ihrer fehlenden Flexibilität gewaltig ins Trudeln gerieten.

Drei richtige Entscheidungen

Aber wenn so straff geführte Mega-Unternehmen dieser Art einmal auf einem gewinnbringenden Weg sind, dann hält sie nichts auf. Samsung ist das seit mehreren Jahren dank dreier vorausschauender Entscheidungen.

Die Südkoreaner kopierten unbarmherzig Apples iPhone und wählten Googles Betriebssystem Android, das sich als Riesenerfolg erwiesen hat. Und dann entschieden sie sich, ihre Galaxy-Smartphones mit immer größeren Bildschirmen auszustatten.

Dazu kommen eine fast perfekte Technik, hohe Qualitätskontrolle und ein ausgefeiltes  Marketing,. Aber ohne die drei Managemententscheidungen wäre Samsung nie dort, wo sie sind.

Alles hängt an Android

Allerdings lässt sich das nicht unbegrenzt fortsetzen. Android ist offen für alle, und anders als Apple hat Samsung keine eigene Software. Größere Schirme, bessere Kameras – irgendwann stößt die Galaxy-S-Serie an ihre Grenzen. Dann sinken die Preise, während von anderswo die nächste große Idee hereinbricht, die alles bisher Bekannte umwirft.

Vielleicht ist Samsung dort auch dabei – derzeit probiert sie es bei der Handy-Watch – aber vielleicht auch nicht. Und dann können innerhalb von ein, zwei Modellzyklen Samsung-Handys zum Ladenhüter werden, wie es zuletzt Nokia und Blackberry passiert ist.

Silicon Valley oder Seoul

Und die neuen, kreativen Ideen kommen doch eher von einer Silicon-Valley-Werkstatt wie Apple und nicht aus einem zentralistischen Unternehmen, dass nur auf das Kommando eines einzigen Menschen hört.

Samsung hat genügend andere Produkte und Bereiche, um weiterhin stark und profitabel zu bleiben. Aber es würde mich sehr wundern, wenn sich in fünf Jahren immer noch Hunderte Kunden anstellen, um ein neues Samsung-Handy  am ersten Tag zu ergattern. (Eric Frey, der Standard.at, 6.10.2013)