Grafik: STANDARD
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Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sind 66 Prozent der Österreicher überzeugt: Dem Land werden in den nächsten Jahrzehnten die Fachkräfte ausgehen, ergab eine Emnid-Umfrage im Auftrag der deutschen Bertelsmann Stiftung. 77 Prozent erwarten den größten Bedarf in der Altenpflege, im Gesundheitssektor, bei den Lehrkräften, in der Landwirtschaft, 54 Prozent in den Bereichen Elektrotechnik und Maschinenbau. 34 Prozent glauben, dass es in IT-Berufen zu Engpässen kommen wird.

Jeder Zweite (57 Prozent) meint, dass mit Zuwanderern aus dem Ausland zukünftig fehlende inländische Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt ersetzt werden können. 35 Prozent sehen das dagegen nicht so.

Auf die Gefahren eines verschärften Wettbewerbs hochentwickelter Staaten bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften weist die stellvertretende Vorsitzende der Bertelsmann-Stiftung, Liz Mohn, hin: "Der Wettbewerb um Talente darf nicht auf Kosten der Menschen gehen. Es sollte dabei nicht zu einem Wettlauf zwischen Nationen mit wenigen Gewinnern und vielen Verlierern kommen. Alle Staaten müssten stärker in Bildung und Ausbildung investieren", so Liz Mohn.

Wenig Fachkräfte, viele Arbeitslose

Dass die Weltwirtschaft weiter an einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften leide, bestätigt aktuell auch eine Studie des Personaldienstleisters Hays: 18 der 30 führenden Volkswirtschaften seien davon betroffen. Die paradoxe Situation, hinter der sich Millionen Schicksale verbergen: Die Arbeitslosenzahlen wie auch die Zahl der unbesetzten Stellen wachsen.

Die verfügbaren Arbeitskräfte seien meist nicht qualifiziert genug, so Hays. Auf die Bringschulden der Qualifizierung wird in dieser Studie nicht näher eingegangen. Aber: Staaten und Unternehmen müssten noch enger zusammenarbeiten, um den Bedarf an Fachkräften zu decken.

Die Arbeitslosigkeit nimmt in Österreich weiter stark zu, besonders bei Älteren, Behinderten und Ausländern (insgesamt per September 335.661 Personen ohne Job, das sind plus 13,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat). Im "Global Skills Index" liege das Land laut Hays mit einer Punktzahl von 5.0 im Mittelfeld, der Fachkräftebereich sei angespannt. Die wesentlichen Ursachen hierfür seien hoher Druck auf Löhne in hochqualifizierten Berufsfeldern sowie "die geringe Flexibilität und regulatorische Hürden".

Die Hauptergebnisse der Hays-Studie zusammengefasst:

  • Nicht die wirtschaftliche Lage, sondern die Beschäftigungs- und Bildungspolitik sind entscheidend, um den weltweiten Fachkräftemangel zu lösen.
  • Nur wenige Länder verfügen über ein Bildungssystem, das Absolventen mit den Qualifikationen hervorbringt, die von Unternehmen gebraucht werden.
  • In den meisten Ländern ist die sogenannte "Bereitstellung" von Arbeitskräften unflexibel: Viele Menschen im erwerbsfähigen Alter stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung. (Karin Bauer, DER STANDARD, 5./6.10.2013)