Foto: Priester
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Das Runde gehört ins, nun ja, Runde: Die Scheibe wird durch Ketten im Korb abgebremst und soll dann im Ziel landen.

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Wien - Konzentriert visiert Werner Mooshammer das kleine Ziel im Wiener Prater mit seinem Frisbee an. Rund 100 Meter ist der Korb entfernt, seine Umrisse lugen zwischen den Ästen des davorstehenden Baumes gerade noch hervor. Dann geht's von der Abwurfposition vier Schritte zurück, kurzer Anlauf, Sternschritt, der Körper dreht sich pfeilschnell nach vorn - und die Scheibe fliegt zunächst gerade dahin, macht einen Bogen um den Baum, kommt keine zehn Meter vor dem Korb im noch dichten Gras zu liegen.

"Die Kunst ist, mit dem ganzen Körper zu werfen. Da holt man sich die Weite", sagt Werner Mooshammer. "Nur der letzte Snapper kommt aus dem Handgelenk. Es ist wie Rasenmäher anstarten, aber das macht heute ja fast keiner mehr. Ich muss mir für diese Erklärung ein besseres Beispiel suchen."

Mooshammer arbeitet als Auktionator im Dorotheum. In seiner Freizeit tauscht der Wiener den Hammer in seiner Hand gegen eine Scheibe, er ist Botschafter seiner Sportart, die sich Discgolf nennt.

Löcherloses Golf

Das ist oberflächlich betrachtet nichts anderes als Golf mit Frisbees. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Ziele keine Löcher im Boden, sondern Körbe in der Luft sind. Eine Vorrichtung mit Ketten sorgt dafür, dass die Geschwindigkeit der Scheibe abrupt abgebremst wird und das Frisbee im Korb landen kann.

Lässt man ihn, so kann Mooshammer stundenlang über seine Leidenschaft erzählen, über Abwurftechniken, spezielle Scheiben, Drehungen mit der Körperachse. "Im Endeffekt soll es Spaß machen. Und dabei kann man nichts falsch machen."

Bisher wird der Sport nur in den USA halbprofessionell mit Preisgeldern betrieben. In Europa ist Discgolf aber auf dem Vormarsch. Die größten Verbandsstrukturen mit tausenden Spielern gibt es in den nordischen Ländern, Finnland gilt als Hochburg. Die Dominatoren im Handy-Weitwerfen sind derzeit auch mit dem Frisbee fast nicht zu schlagen.

500 Spieler in Österreich

Auch in Österreich tut sich etwas, etwa 500 Spieler sind im vor drei Jahren gegründeten Discgolf Verband (ÖDGV) gemeldet, die Zahl der Hobbyspieler dürfte viel höher sein, schätzt Mooshammer. Acht permanente Parcours mit bis zu 18 Bahnen laden hierzulande zum Ausprobieren ein.

Die Anlagen im Wiener Prater, auf der Schmitten in Zell am See, auf der Hebalm, am Schöckl, am Josefhof in Graz und in Wagrain sind kostenfrei zu bespielen. Die Parcours in Sankt Thomas am Blasenstein im Mühlviertel, in Retz und in Eisenstadt verlangen geringe Clubgebühren für die Platzpflege. Eine Jahresmitgliedschaft in Sankt Thomas ist etwa um 40 Euro zu lösen. "Alleine dort spielen etwa 450 Leute regelmäßig", sagt Mooshammer. Großeltern und Enkelkinder hat er schon öfters gemeinsam auf Parcours unterwegs gesehen. "Wobei ich nicht feststellen konnte, wem es mehr Spaß gemacht hat."

Im Vergleich zu Golf lässt sich Discgolf mit geringstem finanziellem Aufwand betreiben, Wurfscheiben sind ab zehn Euro zu haben. Wobei Aficionados auch einen Warenkorb an Frisbees wie "Driver" (für Weitwürfe bis zu 250 Meter), "Midrange" (für Annäherungen an den Korb) oder "Putter" (für den finalen Wurf) mit sich führen. In zwei Wochen steigt in Wagrain das länderübergreifende Saisonfinale der Austro-Hungaro-Tour. Viele Discgolfer wie Mooshammer spielen aber auch im Winter weiter. Einen Wunsch ans Christkind hat er schon. "Ich wünsche mir von meinen beiden Töchtern eine Woche Discgolf. Dann fahren wir im Sommer wieder einige Parcours ab."  (David Krutzler, DER STANDARD, 4.10.2013)