Als eines der Hauptwerke von Helmut Krauhs gilt der Erbhuldigungszug für Maria Theresia - der bisher in einer Bankfiliale im ersten Bezirk in Wien zu sehen war.

Foto: Standard/Fischer

Baden - Ein blasses, pastelliges Gelb hat man ihm aufgetragen, dem zweistöckigen Haus am Hauptplatz Nummer 17 in Baden. Im Erdgeschoß klafft noch ein Baustellenloch, doch die Fassade ist - von Dach bis Fußgängerzone - so frisch gestrichen, dass der Geruch in der Nase kitzelt. Vor genau 200 Jahren ist das Biedermeiergebäude zu dem geworden, was es ist: zum Kaiserhaus. Am Freitag wird es erstmals permanent für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1813 hatte Kaiser Franz I. das Gebäude in Baden bei Wien erworben und nach seinen Vorstellungen umbauen lassen. Beinahe täglich spazierte, so heißt es, der mittelgroße, weißhaarige Monarch durch die Stadt, die Krempe des hohen Zylinders abgegriffen vom Grüßen. Am Donnerstag feiert ein erlesener Kreis mit Mitgliedern der Familie Habsburg-Lothringen die Eröffnung des um 2,8 Millionen Euro generalsanierten Hauses. Für Freitag ist der offizielle Festakt vorgesehen.

Kaiser im Miniaturformat

Zu diesem Anlass brauchte die Beletage des Kaiserhauses - der restaurierte und aufpolierte erste Stock - eine entsprechende Ausstellung. Doch was zeigen, wenn die Habsburger-Utensilien sich auf sämtliche Museen in Österreich verteilen? Der Schauspieler und Intendant Gerhard Tötschinger, dessen Herz auch für den Denkmalschutz schlägt, hat dazu eine Schau mit Figuren von Helmut Krauhs, der in Salzburg und Wien lebte (1912-1995), kuratiert.

Ein paar historische Briefe, Ölgemälde, alte Fotos und Schautafeln zur Geschichte Badens ergänzen an Wänden und in Vitrinen die detailverliebten Krauhs-Exponate.

Säbel zum Butterstreichen

Etwa 20 Zentimeter große Miniaturen von Soldaten, Offizieren und Kaisern hat Krauhs aus Stoff, Drähten und Holz erschaffen. Ganze Paraden mit Kutsche und Pferden, Personen in originalgetreuen Uniformen mit winzigen Golfknöpfen, Militärs mit Säbeln, die - aus der Scheide gezogen - "zum Butterstreichen taugen würden" (Tötschinger), und mit aus Lindenholz geschnitzten Gesichtern, die ganze Lebensgeschichten verraten. Kürzlich soll ein Liebhaber für den Erwerb einer Krauhs-Figur mehr als 5600 Euro hingeblättert haben, erzählte Tötschinger bei einer Vorab-Journalistenführung. Seine erste Figur soll Krauhs in amerikanischer Kriegsgefangenschaft gebastelt haben. Da sie auf großen Gefallen gestoßen sei, habe er mehr und mehr erschaffen, erzählte Tötschinger.

Mit dem Krieg - allerdings dem Ersten Weltkrieg - steht auch das Kaiserhaus selbst in enger Verbindung. Denn einer der nun restaurierten Räume war das Arbeitszimmer von Kaiser Karl, in Baden befand sich das Armee-Oberkommando. "Es gibt kaum einen Ort, der eine so zentrale Rolle beim Verlieren des Weltkriegs gespielt hat, wie dieser hier", meint der Badener Gemeinderat Hans Hornyik, Vorsitzender des Kulturausschusses.

Dieser Ort ist ab Freitag öffentlich zugänglich - immer Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr. (DER STANDARD, 3.10.2013)