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Dragovic: "Von der individuellen Klasse her sind wir sicher besser als Rapid, doch Namen gewinnen keine Spiele."

Foto: EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA

Wien/Kiew - Für Aleksandar Dragovic hat das Duell seines Klubs Dynamo Kiew am Donnerstag (19 Uhr, live ORF eins und Sky) in der Europa League mit Rapid mehr als nur richtungsweisenden Charakter. "Das ist ein Schicksalsspiel", sagte der ÖFB-Internationale mit Blick auf die Tabelle in Gruppe G - die weist für beide Klubs vor der Partie im Happel-Stadion null Punkte aus.

Vorteil für Genk

Während Rapid beim FC Thun mit 0:1 verlor, kassierte Kiew - ohne den damals geschonten Dragovic - gegen Genk eine überraschende 0:1-Heimniederlage. Damit sind die Belgier für den 22-Jährigen der erste Anwärter auf den Einzug ins Sechzehntelfinale: "Genk wird weiterkommen, den zweiten Aufstiegsplatz machen sich die anderen drei Klubs untereinander aus."

Laut Papierform ist Dynamo aus diesem Trio der aussichtsreichste Anwärter. "Wir haben die Klasse, jedes Spiel zu gewinnen, und mit dieser Einstellung gehen wir auch in jedes Spiel", sagte Dragovic.

Dies bedeute aber nicht, dass Dynamo in Wien leichtes Spiel hat. "Von der individuellen Klasse her sind wir sicher besser als Rapid, doch Namen gewinnen keine Spiele. Es gewinnt der, der den Sieg mehr will, und das müssen wir sein."

Aushängeschild Jarmolenko

Großer Hoffnungsträger des Wieners ist Dynamos Offensivstar und Kapitän Andrij Jarmolenko. "Er ist ein absoluter Topspieler und Aushängeschild des Vereins. Er ist in Eins-gegen-eins-Situationen sehr stark und kann den Unterschied ausmachen."

Doch auch die Hütteldorfer verfügen laut Dragovic über Qualität. "Auf uns wartet eine schwierige Aufgabe. Rapid hat eine gute Entwicklung gemacht, hat junge Spieler, auf die wir aufpassen müssen. Wir brauchen sicher eine Topleistung, um drei Punkte zu holen. Nach der Niederlage gegen den WAC wird Rapid noch heißer auf einen Sieg sein", erklärte der 24-fache ÖFB-Internationale. "Ich rechne mit einem offenen Schlagabtausch."

Professionelles Umfeld, schwacher Ligastart

Im Moment gilt seine ganze Konzentration dem ukrainischen Rekordmeister, dessen Umfeld Dragovic beeindruckt. "Alles ist hochprofessionell, es geht kaum besser." Begeistert ist Österreichs teuerster Fußballer, der im Sommer um neun Millionen Euro von Basel nach Kiew wechselte, auch vom Niveau der ukrainischen Meisterschaft. "Die Liga ist sicher besser als die österreichische oder die schweizerische. Es wird sehr körperbetont gespielt."

Allzu gute Erfahrung hat Dragovic in der ukrainischen Premier-Liga aber noch nicht gemacht. Nach elf von 30 Runden liegt Dynamo Kiew mit elf Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Metalist Charkiw nur an der fünften Stelle. "Wir machen uns im Moment die Gegentore selbst und haben auch mit den Schiedsrichtern zu hadern. Aber nach jedem Regen kommt wieder Sonne", sagte Dragovic.

Sechs Aufeinandertreffen, ausgeglichene Bilanz

Rapid und Dynamo bekamen es im Europacup bisher sechsmal miteinander zu tun - öfter traten die Hütteldorfer in internationalen Bewerben nur gegen PSV Eindhoven, Galatasaray, Besiktas (je achtmal) sowie gegen den AC Milan und Real Madrid (je siebenmal) an.

Mit drei Siegen und drei Niederlagen ist die Bilanz gegen Dynamo ausgeglichen, allerdings gelang den Rapidlern nur einmal der Aufstieg. In der Champions-League-Qualifikation im August 1996 gewann Grün-Weiß im Prater mit 2:0, entschied danach das Rückspiel mit 4:2 für sich und stand in der Gruppenphase der Königsklasse.

Schlechte Erinnerungen an Lobanowski

Weniger erfolgreich verliefen aus Hütteldorfer Sicht die vorangegangenen Kräftemessen mit dem ukrainischen Rekordmeister. Im März 1986, nicht einmal ein Jahr nach Rapids Europacup-Endspiel-Teilnahme, setzte es im Viertelfinal-Hinspiel des Cups der Cupsieger gegen die vom legendären Waleri Lobanowski betreuten Kiewer, bei denen auch der aktuelle Coach Oleg Blochin im Einsatz war, vor eigenem Publikum ein 1:4. Es war die erste Heimniederlage in einem internationalen Bewerb im Hanappi-Stadion nach elf Siegen, wütende Fanproteste gegen die Clubführung, die kurz zuvor Hans Krankl abgegeben hatte, waren die Folge.

Zwei Wochen danach gingen die Grün-Weißen vor 104.000 Zuschauern in Kiew mit 1:5 unter, wenig später gewannen Blochin und Co. den Europacup. Vor nur 18.000 Fans kassierte Rapid im September 1992 in der ersten UEFA-Cup-Runde bei Dynamo eine 0:1-Niederlage, der 3:2-Heimsieg zwei Wochen später war aufgrund der Auswärtstorregel zu wenig. (APA/red, 1.10.2013)