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Den Wählern von morgen müssen Männerbilder vermittelt werden, die ohne die Abwertung von anderen auskommen.

Foto: APA / GEORG HOCHMUTH

Angesichts des Wahlergebnisses vom Sonntagabend wurden verschiedenste Vorschläge zur Reform des Wahlrechts durch die sozialen Medien gejagt. Vor allem der enorme Stimmenzuwachs der FPÖ provozierte radikale Ideen: "Brauchen wir wieder ein Alkoholverbot bei den NR-Wahlen?" oder gar "Ich bin für die Abschaffung des Männerwahlrechts".  

29 Prozent aller Männer haben Straches FPÖ gewählt, acht Prozent von ihnen Stronach. Bei den unter 29-jährigen Männern entschieden sich sogar 32 Prozent für die FPÖ. Deutlich mäßiger fällt der Erfolg von FPÖ und Stronach hingegen bei den Frauen aus. 16 Prozent der Wählerinnen entschieden sich für die FPÖ und Stronach brachte es bei den Frauen nur auf halb so viel wie bei den Männern (vier Prozent). 

Perspektivenloses Zurückschauen

Vor allem dass sich so viele junge Männer der rechtspopulistischen FPÖ zuwenden, ist beunruhigend. Denn gerade die Jungen sollten mit ihrer Stimme doch ihre Zukunft mitgestalten wollen. Die Inhalte der FPÖ verharren aber weit in der Vergangenheit. Zurück zum Schilling, Stopp der Migration, Chauvinismus, und im Wahlkampf strapazierte man gar die Bibel. Beim Thema Frauen gefällt sich Strache seit Jahren als selbsternannter Beschützer muslimischer Frauen mit Kopftuch. Und über eine progressive Familienpolitik müssen die Blauen offenbar nicht einmal reden - eh klar, wer was zu tun hat.

Das Wahlergebnis und somit die Hinwendung zu all diesen Positionen beweist eine Rückwärtsbewegung bei jungen Männern. Und diese Regression zeugt von Angst. Angst, den Arbeitsplatz durch MitbewerberInnen zu verlieren, Angst, die eigene Vormachtstellung qua Geschlecht und Herkunft in einem einst christlich geprägten Patriarchat aufgeben zu müssen. Während die Sozialwissenschaften dieses Phänomen schon länger unter dem Titel der "Krise der Männlichkeit" beobachten, zeigt dieses Wahlergebnis, wohin diese Verunsicherung führt.

Männerpolitik gefordert

Um diesen Entwicklungen zu begegnen, brauchen wir endlich eine intelligente Männerpolitik, wie sie etwa vor ein paar Jahren einige Grün-Politiker in Deutschland mit der Kampagne "Nicht länger Machos sein müssen" angestoßen haben. Sie sollte auch schon bei der Bubenarbeit ansetzen, um den Wählern von morgen Männerbilder zu vermitteln, die ohne die Abwertung von anderen auskommen. Vielleicht erkennen dann künftig mehr junge Männer ihre wichtige Rolle in sozial- und gesellschaftspolitischen Zusammenhängen, anstatt blindlings rückwärts zu rennen. (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 1.10.2013)