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Bodenturner Philipp Boy bei der Europameisterschaft 2011.

Foto: AP/Clemens Bilan

Antwerpen - In der 110-jährigen WM-Geschichte des Turnens schlug am Montag in Antwerpen eine historische Stunde. Erstmals nahm in der Qualifikation der Männer  eine Frau in der Kampfrichterriege Platz.

Geschlechtersegregation aufgebrochen

Die Engländerin Nikki Hanley bewertet neben fünf männlichen Kollegen in den Tagen von Antwerpen die Ausführung (E-Note) der Bodenübungen der Männer und verteilt Abzüge bei nicht präziser Darbietung. Sie durchbricht damit ein über 100 Jahre währendes Tabu, dass Frauen nur die Übungen von Turnerinnen bewerten und Männer-Referees allein die Vorstellungen der Turner. Am Dienstag kommt es in Antwerpen umgekehrt: Dann wird mit dem Kanadier Gordon Bennett erstmals bei einer WM auch ein männlicher Referee Übungen der weltbesten Turnerinnen beurteilen. Einer Neuorganisation der bis dato streng geschlechtergetrennten Bereiche im Turnen steht somit auch keine symbolische Grenze mehr im Wege.

Werdegang

"Ich habe mich mein Leben lang mit dem Turnen beschäftigt", berichtete die 39 Jahre alte Britin zu ihrer Premiere. "Zunächst war ich Turnerin, dann fing ich als Trainerin der Mädchen im Woking Gymnastics Club südwestlich von London an, als ich 16 war." Plötzlich ergab sich eine Gelegenheit, in ihrem Verein die Buben-Riege als Trainerin zu übernehmen. "Und das machte mir riesigen Spaß. Mit 21 Jahren begann ich, mich mit den Wertungen zu beschäftigen und habe mich seitdem immer weiter nach vorn bewegt."

Schnell legte sie nach den ersten Kursen die Prüfungen ab. "Und ich erkannte: Ich war ziemlich gut. Das habe ich genossen", sagte Hanley. Inzwischen erwarb sie im dritten Olympia-Zyklus das Brevet, die oberste Kampfrichter-Lizenz. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London hatte sie schon als Linienrichterin am Boden gearbeitet und auch bei Europameisterschaften, Commonwealth Games und Weltcups gewertet. "Die WM fehlten mir noch", räumte die Teilzeittrainerin ein. (APA, 30.9.2013)