Nachhaltigkeit, damit verbinden Unternehmenslenker noch immer Innovation, die Eroberung neuer Märkte, die stärkere Bindung an Konsumenten. Theoretisch. In der Praxis scheint der "nachhaltige" Gedanke in Sachen Umsetzung in Strategien und Produktionen an seine Grenzen zu stoßen. Die Fortschritte waren in den vergangenen Jahren nicht so groß wie erhofft. Die Zustimmung zur Idee Nachhaltigkeit als Chance ist groß, Hindernisse gibt es in der Praxis (zu) viele.

Anfang dieser Woche wurden die Ergebnisse der aktuellen CEO-Nachhaltigkeitsstudie des United Nations Global Compact und des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture veröffentlicht. Für die Studie, sie erscheint alle drei Jahre, wurden 1000 Vorstandschefs in 103 Ländern quer durch die Industrien zum Fortschritt der globalen Wirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit befragt.

Nachhaltigkeit als Chance

Wie im Jahr 2010 halten 93 Prozent der befragten Topmanager Umweltbelange, soziale Fragen und verantwortungsvolle Unternehmensführung für die geschäftliche Zukunft für wichtig. 78 Prozent verstehen Nachhaltigkeit als Chance, als Möglichkeit, weiter zu wachsen oder innovativer zu werden. 79 Prozent glauben, dass sie durch nachhaltiges Wirtschaften einen Wettbewerbsvorteil in ihrer Branche haben werden, heißt es in der Studie. 84 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die Wirtschaft eine Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit einnehmen sollte.

Es sei der aktuellen wirtschaftlichen Lage geschuldet bzw. den "widerstreitenden Prioritäten" der Firmenchefs, dass die Verankerung der Nachhaltigkeit in den Unternehmen verhindere - so ein Punkt einer langen Liste von Schwierigkeiten, an denen die Implementierung nachhaltiger Strategien scheitern.

Klare Politik gefordert

Als besonders schwierig scheint sich hierbei die Darstellung der Verbindung "Nachhaltigkeit und Geschäftserfolg" darzustellen: 2007, anlässlich der ersten CEO-Nachhaltigkeitstudie des United Nations Global Compact, sah man das noch nicht so kritisch (18 Prozent sahen darin ein Problem). Heute sind das schon 37 Prozent. Auch glauben nur 15 Prozent der CEOs, dass sich Nachhaltigkeit als unverzichtbares Kaufkriterium durchgesetzt habe, so die Studienautoren weiter. Fast jeder Zweite glaube, dass für Konsumenten der Preis, die Qualität und die Verfügbarkeit immer wichtiger seien als Nachhaltigkeit eines Produktes, heißt es weiter.

Nicht zuletzt auch, um mehr deutliche Anreize in Richtung Financiers und Investoren weitergeben zu können, verlangen 85 Prozent der Befragten klare politische Entscheidungen und eindeutige Marktsignale, die grünes Wachstum unterstützen. Für 55 Prozent stehen Regulierungen und Standards auf der Wunschliste, gefolgt von Subventionen und anderen finanziellen Anreizen (43 Prozent).

Nicht positiv zu bewerten ist die sinkende Zahl jener, die Nachhaltigkeit für "sehr wichtig" halten: von 54 Prozent (2010) ist diese auf 45 Prozent gesunken. Eine Tendenz, die sich aktuell durch alle Bereiche durchzuziehen scheint: Im Nationalrat-Wahlkampf war der Klimawandel maximal Randthema, Österreichs Scheitern an den Kioto-Zielen ebenfalls kein Thema mehr, genauso wie etwa die Folgen des Jahrhunderthochwassers. Zu hoffen bleibt, dass sich diese Haltung durch die Einsichten des aktuellen Weltklimaberichts wieder zum Positiven wenden wird. (haa, DER STANDARD, 28./29.9.2013)