Wien – Stress könnte ein möglicher Auslöser für die Entstehung einer Alzheimer Erkrankung sein. Das legen die Ergebnisse einer Studie nahe, die der argentinische Wissenschaftler Edgardo Reich auf dem Weltkongress für Neurologie in Wien präsentierte.

Das Forscherteam rund um Reich untersuchte 118 Patienten mit diagnostizierter Alzheimer Erkrankung. Das Durchschnittsalter der Betroffenen betrug 73 Jahre. Im Schnitt waren zwischen Diagnose und Auftreten von Symptomen 2,4 Jahre vergangen. Die Gruppe der Alzheimer-Patienten wurde mit einer Kontrollgruppe von 81 gesunden Personen, ähnlichen Alters, Geschlechts und Bildungsstatus verglichen. Beide Gruppen – beziehungsweise Angehörige und Pflegende – wurden nach besonderem Stress oder Belastungen in den drei Jahren vor der Untersuchung beziehungsweise der Alzheimer-Diagnose befragt.

Kein monokausaler Zusammenhang

"Fast  drei von vier Alzheimer-Patienten (72 Prozent) hatten in den zwei Jahren vor dem Auftreten von Symptomen unter schwerem emotionalem Stress, Trauer und Sorgen gelitten – dreimal so viele wie in der Kontrollgruppe, wo das nur auf 26 Prozent zutraf," sagte Reich. Die häufigsten Belastungen waren der Tod eines Partners (24 Fälle), der Tod eines Kindes (15 Fälle), Gewalterfahrungen wie körperliche Angriffe oder Raubüberfälle (21 Fälle) oder Autounfälle (11 Fälle). Andere möglicherweise krankheitsauslösende Stressfaktoren waren finanzielle Probleme, ein Pensionsschock, Migrationsbedingte Anpassungsprobleme, ein schmerzlicher Verlust oder die Diagnose einer schweren Erkrankung bei Angehörigen.

"Stress könnte, diesen Ergebnissen zufolge, ein Auslöser für die ersten Symptome von Alzheimer sein. Ich schließe zwar aus, dass es sich hier um einen monokausalen Zusammenhang handelt, aber es gibt immer mehr wissenschaftliche Evidenz dafür, dass Stress einen degenerativen Prozess im Gehirn auslösen und Dysfunktionen des Immunsystems und des neuroendokrinen Systems vorangehen kann", so Reich. (red, derStandard.at, 26.9.2013)