Die trügerische Idylle in Hans Leberts Buch "Die Wolfshaut" operiert Regisseur Ed. Hauswirth zu einem Scheitern am Theater um.

Foto: Kucek

Schweigen. Ein österreichisches Dorf. In einem Wirtshaus wird der Roman Die Wolfshaut von Hans Lebert, der in Schweigen spielt, zu einem Stück gemacht. Die Täter: das Grazer Theater im Bahnhof und das Gaststubentheater Gößnitz. Das Projekt: Operation Wolfshaut. Eine Rekonstruktion.

Leberts 1960 erstmals veröffentlichter Roman ist die Geschichte des Heimkehrers. 1952 kommt der Matrose Johann Unfreund nach Jahrzehnten der Abwesenheit an seinen Geburtsort zurück. Der Dunst des Ewiggestrigen durchzieht das Dorf und seine trügerische Idylle. Dort wird die provinzielle Nachkriegsgesellschaft Österreichs von sinistren Charakteren wie dem Viehhändler Ukrutnik, einem ehemaligen NS-Ortsgruppenleiter und dem Wachtmeister Habicht vertreten. Schweigen birgt ein finsteres Geheimnis: den Mord an sechs Fremdarbeitern zur Nazizeit. Stück für Stück kommt die Untat ans Licht, nachdem jemand unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist.

Vorurteile und Ressentiments sind bis heute Teile auch des österreichischen Wesens. Das wird in Operation Wolfshaut deutlich. Da setzen sich zwei Regisseurinnen, die aus der Stadt kommen, zusammen, um Leberts Roman zu dramatisieren. Während der Proben entstehen Konflikte, die das Vorhaben unmöglich machen.

In der Regie von Ed. Hauswirth wird dieses Scheitern durch das Theater im Bahnhof und das Gaststubentheater Gößnitz dokumentiert: mit Reenactments der Proben und Handyvideos, auf denen zu sehen ist, was sich dort abgespielt hat. Die Handlung des Romans, die Abläufe während des fiktiven Theaterprojekts der zwei Regisseurinnen und das tatsächliche Stück gehen eine Verbindung ein, die man ohne weiteres als gefährlich bezeichnen kann. (Helmut Ploebst, Spezial, DER STANDARD, 27.9.2013)