Foto: Fotoalia/Bernd Schmidt

>>> zur Rondo-Coverstory

Foto: Vitra/Bettina Matthiesen

 

Pro: Lasst uns Zeit gewinnen
Von Tanja Paar

Auf die Plätze, fertig, los! Es gibt Disziplinen, die dulden keinen Zeitverlust. Im Sprint zum Beispiel geht es gleich beim Start um Hundertstelsekunden. Wer da herumtrödelt, mit dem Hintern wackelt und erst beim "G" des Schusses losrennt und nicht schon beim "P", der hat verloren.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Wir alle werden zu Börsenmaklern unseres Alltags, schon ein Wimpernschlag entscheidet über Gewinn oder - ätsch, du bist zu langsam gewesen - Verlust! Dem gilt es Einhalt zu gebieten.

Lasst die Verzögerung einkehren, den eleganten Moment des Innehaltens. Lasst euch Zeit! Lasst uns Zeit gewinnen - und sei's mit einer noch so schnöden Ausrede: "Da muss ich erst meinen Mann fragen", zum Beispiel.

Ich meine, wer fragt heute noch seinen Mann? Egal! Den Zeitgewinn vor Augen, ist uns jede Ausrede recht. Ich muss erst eine Zigarette rauchen. Ich muss erst den Wetterbericht hören. Hauptsache, pomali. Nur so bleibt uns der Atem für die Langstrecke, die Leben heißt.

Kontra: Verreist, ohne zu fragen
Von Andrea Schurian

Freundinnen, letzte Woche war in den Großräumen dieser Zeitung die Hölle los, der Ehemannzipationsbeirat wurde umgehend einberufen. Weil: Die Kombination aus Nudelwalker und "Da muss ich erst meine Frau fragen!" gehe gar nicht. Eh. Man soll sich nicht lustig machen über arme, unterdrückte Männer, die bei ihrer dreifachbelasteten Liebsten anfragen müssen, ob sie denn schon ganz allein auskehren oder wenigstens die Waschmaschine ausräumen dürfen.

Angeblich sprechen Paare nach 15 Jahren Ehe nur fünf Minuten täglich miteinander. Dringliche Anfragen wie "Wo liegen die Brillen?", "Wie findest du die Dings-Bilder?", "Wer kocht?" erhöhen die Tagesdosis Redezeit, weshalb ich gern gefragt werde und prinzipiell auch zur fanatischen "Muss-Mann-fragen"-Fraktion gehöre. Allerdings ist mein Mann gerade für drei Monate nach China gereist - ohne mich zu fragen. Hammer, oder? Wetten, die Gleichberechtigungsbeauftragtin sagt, Hammer in einem Atemzug mit "Da muss ich erst meinen Mann fragen!" ginge gar nicht. (Rondo, DER STANDARD, 27.9.2013)