Skandalöse Zustände führten zur Saualm-Schließung. 

Foto: G. Mauerer

Klagenfurt - Die mutige Köchin, die erstmals gegenüber dem STANDARD von den menschenunwürdigen Zuständen im Asylheim auf der Saualm berichtet hatte, muss jetzt vor den Richter. Die ehemalige Betreiberin der Sonderanstalt für mutmaßlich straffällige Asylwerber Herta L. hat ihre ehemalige Angestellte Maria H. wegen Ruf- und Kreditschädigung geklagt. Angekündigt wurde der Schritt schon länger. Zu Sommerbeginn hatte H. eine Aufforderung von L.s Anwalt erhalten, ihre Aussagen zu widerrufen. Jetzt hat L. ihre Drohung wahrgemacht und geklagt. Der Streitwert beläuft sich vorerst auf 16.000 Euro.

Maria H. muss jetzt also am 11. Oktober, dem 5. Todestag des Saualm-"Erfinders" Jörg Haider, erstmals vor dem Arbeitsgericht in Klagenfurt erscheinen. Zugestellt wurde ihr die Klage übrigens erst zu Wochenbeginn.

Schimmliger Kuchen

Klägerin Herta L. bezieht sich bei ihrer Klage auf eine Aktennotitz aus dem Flüchtlingsreferat des Landes Kärnten. Wie ihr diese zugekommen ist, bleibt fraglich. Darin gibt die ehemalige Köchin, die die skandalöse Behandlung der Asylwerber durch ihre Arbeitgeberin nicht länger hinnehmen wollte, Haarsträubendes zu Protokoll. So etwa, dass Asylwerber Kuchenstücke weggeworfen hätten, weil sie schon schimmlig gewesen seien, dass Schnitzel so klein gewesen seien, dass es nicht einmal für Kleinkinder gereicht hätte. Auch hätten teilweise Asylwerber das Kochen übernommen, die an Hepatitis erkrankt waren, obwohl L. das gewusst hätte.

L.s Anwalt führt in seiner Klage aus, dass diese Behauptungen und Anschuldigungen unrichtig seien und dass es keinerlei gesundheitspolizeiliche oder lebensmittelbehördliche Beanstandungen gegeben habe. Diese unrichtigen Behauptungen hätten letztlich dazu geführt, dass das Asylheim auf der Saualm geschlossen werden musste. Somit wäre der Betreiberin ein finanzieller Schaden entstanden, den sie gesondert einklagen will, sobald dieser endgültig feststeht.

"Massiver Versuch der Einschüchterung"

Maria H. will sich nicht einschüchtern lassen. "Was ich gesehen habe, habe ich gesehen, und dabei bleibe ich", sagt sie im Gespräch mit dem STANDARD.

"Das ist ein massiver Versuch der Einschüchterung", findet Angelika Hödl vom Kärntner Komitee für mehr Menschlichkeit. "Sie wollte nicht bei einem menschenunwürdigen System mitmachen und soll jetzt dafür bestraft werden". Das Komitee will Maria H. bei den Anwalts- und Gerichtskosten unterstützen. "Notfalls werden wir eine Spendenaktion organisieren", so Hödl. "Als Nächste könnten der Ortspfarrer und ich geklagt werden", befürchtet Heinrich Tritthart. Weil sie H.s Angaben in die Öffentlichkeit getragen hätten. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, 25.9.2013)