Wien - Die Hirschbrunft ist schuld. Dass eine der Schlüsselfiguren der Medien Österreichs erst im 20. Jahr zu deren Tagen kam: Christian Konrad, Jäger und Sammler der Raiffeisenmedien.

Zu diesen Medien zählt die Mehrheit am "Kurier" und damit eine halbe Mediaprint sowie gut 25 Prozent am Magazinkonzern um "News", "profil", "tv-media", "Woman", Anteile an der ORF-Sendertochter ORS, Sat.1 Österreich, "Niederösterreichischen Nachrichten". Raiffeisen ist einer der Kreditgeber, die Wolfgang Fellners "Österreich" mitfinanzierten.

Konrad über Gratismedien, Inseratenbudgets, Standgebühr für Würstlstände und die Hirschbrunft und seine Reaktion auf Scheuba Vergleich, die Inserate des Bildungsministeriums in "Heute" wären wie Inserate für Hochseejachten im "Augustin". 

Konrad über den Zeitungsmarkt und Stronach als Investor.

"Staatliche Bluttransfusionen"

Bevor Konrad Pause von der Hirschbrunft macht, sitzt Wolfgang Fellner Dienstag bei den Medientagen auf dem Podium. Dessen Medien sind nach Krone und ORF wichtigste Adressaten öffentlicher Werbegelder.

Fellner sagt etwa: "Staatliche Finanzierung hat im Internet nichts verloren." Er meint da aber den ORF und seine Gebühren und vielleicht auch die geplante Online-Presseförderung. Knapp elf Millionen Pressförderung meint Fellner und nicht 203 Millionen öffentliche Inserate im Jahr, wenn er sagt: "Wir müssen uns von staatlichen Bluttransfusionen an Halbtote verabschieden. Da gehört eine neue Unabhängigkeit auch der Medien her." Die APA verwies gerade auf 35 Kanzler-Interviews in Österreich seit rund einem Jahr, der Kurier auf Platz zwei hatte 14.

"Apropos 'Österreich'"

Konrad dürfte keines der 35 wahrgenommen haben: "Ich lese die Zeitung nicht." In der Doppelconférence kommt Kabarettist Florian Scheuba auf die Gratiskaufzeitung, als Konrad sagt: "Wirklich reich wird man mit einer Zeitung heute nicht mehr - auf herkömmlichem Wege." Scheuba: "Apropos Österreich." Doch über Bankkunden redet Konrad nicht. Aber dass Raiffeisen die Zeitung "ohne Ende" finanzieren würde oder beteiligt wäre, "stimmt nicht".

Konrad hinterfragt, ob 200 Millionen öffentliche Inserate "wirklich sinnvoll" sind. Das halte Maßstäben "eines normal Budgetierenden nicht stand". Konrad sagt auch: "Gratismedien würden ohne öffentliche Inserate am Markt nicht bestehen."

Presseförderung befürwortet er als "Starthilfe", "Etablierte brauchen nicht gefördert oder künstlich über Wasser gehalten werden".

Gebührenverzicht

Und der ORF? Mit Landeshauptmann Erwin Pröll will er reden, auf die Anteile an TV-Gebühren zu verzichten. 90 Millionen mehr für den ORF, wenn alle Länder das tun, rechnet Scheuba.

Den ORF wünscht sich Konrad, wie er den Kurier beschreibt: "Wir haben Medien, um sie zu besitzen, nehmen aber keinen Einfluss auf die Inhalte." Beim ORF bestimme die Politik die Finanzierung, Politiker "müssten Heilige sein", wollten sie nicht "Inhalte des Programms bestimmen". Und 35 Stiftungsräte, das sei "kein Gremium, in dem gearbeitet werden kann".

Bayerns Langzeitministerpräsident Edmund Stoiber saß 32 Jahre in Gebührenfunkgremien und ist heute Beirat von ProSiebenSat.1. "Entweder Gebühren oder Werbung" sollten Sender finanzieren, "nur so gibt es fairen Wettbewerb um kommerzielle Toprechte". Gegen US-Webkonzerne empfiehlt er europäische Medienregeln. (fid, DER STANDARD, 25.9.2013)