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"Es ist nicht leicht." Marina Weisband, ehemalige Geschäftsführerin der Piratenpartei Deutschland, macht keinen Hehl daraus, dass neue demokratische Beteiligungssysteme nicht von heute auf morgen umsetzbar sind. Durch Liquid Democracy könnte aber jeder teilhaben an Diskussion und Entscheidungsprozess, entweder direkt oder indem die Stimme an eine vertrauenswürdige Person delegiert werde. Ohne ein neues Rollenverständnis gehe es aber in der Politik nicht. Die "unsinnige Trennung" zwischen Bürgern und Politikern müsse aufgelöst werden, künftig werde es fließende Rollenbilder geben, "vom Bürger zum Politiker und wieder zurück".

Weisband tritt auch für Aufklärungskampagnen ein, da viele Menschen ein "mangelndes Verständnis des Mediums" an den Tag legen würden. Wird jemand auf Twitter oder Facebook verbal angegriffen, dann fehle das emotionale Feedback etwa mittels nonverbaler Kommunikation. "Hier gibt es ja eine abstrakte Verbindung von zwei Orten." Deshalb müsse man als Ziel eines solchen Angriffs auch eine emotionale Reaktion entsprechend formulieren, um dessen verletzende Wirkung zu verdeutlichen.

Weisband im Videointerview: Es gibt immer einen Prozentsatz Idioten

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

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ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ruft gegen die "übergroße Marktmacht" von Google die Wettbewerbsbehörde an.

"Wir reden hier über Regeln beim Tischfußball, während Google mit dem ganzen Stadion abhaut", sagt Wrabetz in Anspielung auf die rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen ORF und privaten Medien in Österreich und die internationale Konkurrenz. "In Wirklichkeit bewegen wir uns in einem riesigen Markt und konkurrieren gegen einen globalen Player." Der ORF-Chef kann sich eine europäische "Magna Charta für das Internet" vorstellen und in Österreich einen Medienrat, der etwa prüft, ob es sich bei Online-Medienangeboten um Medien oder Schein-Medien handelt.

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Beim Fußball bleibt auch Thomas Kralinger, "Kurier"-Geschäftsführer und Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ). "Wir fühlen uns wie in einem Fußballspiel, bei dem wir dauernd gefoult werden. Der eine bricht die Regeln, und der andere behauptet, wir haben gar keine Regeln. Das Internet ist ein Markt, der kaum Regeln hat, und wo es keine Behörde gibt, die man ansprechen kann."

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Google Österreich-Chef Markus Kienberger rät den heimischen Medienakteuren: "Die Kirche im Dorf lassen." Immerhin befeuere Google mit seinen Werbemöglichkeiten im Internet die heimische Wirtschaft und österreichische Exportchancen. "Es stellt sich auch die Frage, ob wir überhaupt im selben Werbemarkt sind. Bei uns werben kleine Unternehmen, KMUs, da nehme ich dem ORF und den Tageszeitungen keinen Euro weg."

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Der ehemalige Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad spricht bei den Medientagen mit Florian Scheuba über "Vernetzung, Verstrickung und Verfilzung" von Medien und Politik:

Konrad zu ORF: "Der ORF gehört vom Grunde her anders organisiert. Er soll weiterhin der Republik gehören, aber von der Finanzierung weitgehend unabhängig sein". Konrad zu Presseförderung: "Etablierte müssen nicht künstlich über Wasser gehalten werden".Konrad zum Thema Gratismedien und Verteilmöglichkeiten auf öffentlichem Grund. "Wieso ist das eigentlich gratis? Chancengleichheit für alle". Konrad über das Verhältnis von Politik und Journalisten: "Wünsche mir mehr selbstbewusste Politiker und auch mehr selbstbewusste Journalsten. Und nicht, dass sich der eine immer etwas vom anderen erwartet." Von Regeln für ORF-Journalisten auf Twitter hält er nichts: "Die sollen sagen können, was sie wollen."

 

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"Aktenabschreibjournalismus": So geißelte Fachverleger und Medientage-Macher Hans-Jörgen-Manstein Journalismus in Österreich.

Armin Wolf (ORF) dazu: "Wie wenn der Bürgermeister von Schnackenburg Frau Merkel erklärt, dass sie das Handwerk nicht kann."

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"Beide - Medien wie Politik - haben ihre Funktion zu erfüllen. Natürlich gibt es starke Abhängigkeiten. Aber wenn Medien glauben, Politik machen zu müssen, werden sie nicht erfolgreich sein. Und wenn umgekehrt Politiker glauben, nur das machen zu müssen, was in den  Medien gut ankommt, werden sie genauso wenig erfolgreich sein. Was ich mir für die Gesellschaft wünsche: Starke und unabhängige Politiker auf der einen Seite und starke und unabhängige Medien auf der anderen Seite."

Ex-ORF- und RTL-Chef Gerhard Zeiler, der heute die internationalen Time-Warner-Sender führt, im Interview mit dem "Medien Spezial 2013" von "trend" und "Bestseller", das im Rahmen der Österreichischen Medientage am Dienstag erscheint.

"Ich wünsche mir starke Medien, die unabhängig sind und nicht am Gängelband des Staates oder der Regierung hängen. Und ich wünsche mir starke Politiker, egal welcher Partei, die unabhängig sind und nicht am Gängelband von Medien sind. Und die Auseinandersetzung zwischen diesen Polen macht einen wesentlichen Teil von Demokratie aus."

Zeiler am Dienstag im "Kurier".

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