Der Schauspieler Gerhard Kasal wohnt mit seiner sechsköpfigen Familie in Innsbruck unweit des Inns. Dass sich die Wohnung durch die Kinder täglich verändert, findet er super. Michael Hausenblas war zu Besuch.

"Ich wohne mit meiner Frau Edda in Innsbruck, nur einen Steinwurf vom Inn entfernt. Mittlerweile sind wir zu sechst, denn da gibt es auch noch unsere Kinder Hanna (14), Marlena (11), Ferdinand (5) und Aurelia (2). Die Wohnung hat einst dem bekannten Schauspieler Hans Brenner gehört. Seine Tochter, mit der ich in Telfs am Theater gespielt hab, wollte die Wohnung vor sechs Jahren loswerden. Sie hat mich gefragt, ob ich für sie als Verkaufsmakler einspringen könnte. Ich sagte Ja. Aber nachdem ich dann drei Interessenten durch die Wohnung geführt hatte, sind wir selber eingezogen.

Gerhard Kasal im kleinen Wintergarten seiner Wohnung. Im Vordergrund, gleich einem Wirbelwind, zwei seiner vier Kinder.
Foto: Günter Richard Wett

Das Haus wurde 1908 von Ar chitekt Josef Retter gebaut. Der hat in Innsbruck eine ganze Reihe von Villen gebaut. Wenn ich das Gebäude charakterisieren müsste, würde ich es als Villa Kunterbunt bezeichnen, weil es verschiedene Stile in sich vereint und immer noch nicht zu Ende renoviert ist. Unsere Wohnung liegt im Hochparterre und hat 122 Quadratmeter. Es gibt übrigens noch zwei andere Parteien im Haus. Wir halten 40, die anderen 60 Prozent.

Wenn man unser Zuhause betritt, kann man von einem zentralen Vorzimmer aus alle Zimmer erreichen, ein großes Kinderzimmer, ein Schlafzimmer, eine Küche mit Kachelofen und noch ein Kinderzimmer, ein Bad und zwei Toiletten. Und dann ist da auch noch dieser kleine Raum mit zwei Sofas, den wir als Wintergarten nützen. Platz haben wir genug, allein deshalb schon, weil die Räume gut aufgeteilt sind.

Außerdem gibt's noch eine Terrasse und einen 330 Quadratmeter großen Garten mit vielen Obstbäumen. Der Garten ist Gold wert. Die Kinder nützen ihn das ganze Jahr: Hängematte, Slackline, Schneemannbauen, halt das ganze Programm. Als Nächstes kommt ein Baumhaus dran. Ich finde es großartig, mit einer so großen Familie zu wohnen. Es ist immer was los. Ich kenne Wohnungen von Menschen ohne Kinder, da hat man mitunter das Gefühl, dass man schon vor Betreten des Gartens die Schuhe ausziehen muss.

Bei uns verändert sich die Wohnung täglich. Anspruch auf Perfektionismus ist also fehl am Platz. Die Wohnung ist, wie das ganze Haus, ein Stilmix. Die Substanz ist historisch, die Küche zum Beispiel aber ganz modern. Sie ist definitiv der zentrale Ort, sie kommt der archaischen Feuerstelle, um die sich alle scharen, gleich. Wohnen bedeutet für mich das eigentliche Leben, der Bereich, in dem man es sich so einrichten kann, wie man es will. Das geht nicht im Büro und auch nicht auf der Bühne. Man stößt sonst immer an gewisse Grenzen, denn es gibt immer Menschen, die das Ganze mittragen müssen. Klar geht es um ein Miteinander. Aber selbst wenn ich Fakir wäre, könnt' ich sagen: 'Obacht, Kinder, hier liegt mein Nagelteppich!' Die Kids teilen mir ja auch mit: 'Achtung, hier liegt Spielzeug, steig da ja nicht drauf!' Also man kann schon sein eigenes Ding durchziehen. Wenn man immer nur auf den anderen Rücksicht nehmen muss und deshalb nichts mehr von dem tut, was man tun möchte, dann hat man bald einmal sechs frustrierte Leute daheim.

Generell muss ich schon zugeben, dass ich das Wohnen erst einmal lernen musste. Ich bin in Wien aufgewachsen, wir waren zu dritt in einer 60-Quadratmeter-Wohnung, was damals okay war. Aber Wohnen war gleichzusetzen mit dem Ort, an dem man schläft. Ich hatte ein sehr ambivalentes Verhältnis zu diesem Thema. Das hat sich erst durch meine Frau geändert. Übrigens: Nein, ich denke nie daran, wie es sein wird, eines Tages wieder allein zu wohnen. Wenn die Kleinste auszieht, gibt es bestimmt schon Enkel. Wir werden also wohl immer Kinder bei uns haben." (DER STANDARD, 21.9.2013)