Betrachterin beim Betrachten der Schlacht am Bergisel: eine Fotoserie Arno Gisingers.

Foto: Arno Gisinger / Landesgalerie

 Linz - Arno Gisinger, der gebürtige Vorarlberger mit Wohnort Paris, bezieht sich in seinen fotografischen Arbeiten auf historische Orte und Räume, untersucht sie auf ihre Gegenwartsgültigkeit und nutzt Fotografie nicht allein als künstlerische Praxis, sondern als eine Form des Erzählens von Geschichte.

So auch in der Landesgalerie, wo er mit dem institutions- und länderübergreifenden Ausstellungsprojekt Topoï einerseits auf den schwedischen Dramatiker Strindberg und seine Fotoexperimente zurückgreift: Der lebte nämlich im Gründungsjahr der Landesgalerie (1894) in Saxen unweit von Linz und beschäftigte sich mit Möglichkeiten, ohne Kamera, ohne Objektiv und ohne Linse Fotografien zu erstellen.

Wie Strindberg setzte Gisinger ein Diapositiv auf einer Wiese zehn Sekunden dem Vollmondlicht einer Augustnacht aus; es bildete sich nicht der Sternenhimmel, sondern Gräserschatten ab. Dieses Fotogramm hat der Künstler auf Stoffbahnen übertragen, die wie ein Baldachin die Kuppel im Stiegenhaus der Landesgalerie beschirmen. Weiters zeigt die Landesgalerie Exponate aus Gisingers Reihe Betrachterbilder.

Der Fotograf nutzte dafür die Panoramenrotunde Innsbruck, um ein historisches Ereignis, die Schlacht am Bergisel, zu reinszenieren. Gisinger aber zeigt nicht das blutige detailreiche Kriegsbild, er zeigt Betrachter beim Betrachten - und zwar in einer Langzeitbelichtung, die die Fotografierten dazu zwingt, möglichst unbewegt zu stehen.

Neben den Porträts zeigt die Schau auch Exponate, die zwischen künstlerisch-wissenschaftlicher Forschungsarbeit, historischer Aufarbeitung und gesellschaftspolitischem Diskurs angesiedelt sind, etwa eine Reihe, die sich mit den Lebensstationen Walter Benjamins beschäftigt.   (Wiltrud Hackl, DER STANDARD, 20.9.2013)