Der hat ja einen dramatischen Zug nach vorne. Athletisch, geduckt, breitbeinig steht er da, der 4er, als warte er nur darauf, loslegen zu dürfen. Was verplempert ihr noch Zeit mit Reden? Reinsetzen, dann zeig ich euch, was ich draufhab! Gemach, gemach, wir kommen ja schon. Man wird ja zuerst einmal schauen dürfen, ein kurzer Gang rundherum. Und man muss schon sagen: schönes Auto.

Foto: BMW

Die dialektische Disziplin gebeut  nun, bevor wir (im doppelten Sinne) fortfahren, et altera pars  zu hören, wie er nämlich in unseren Onlineforen öfter tönt. Dort ginge einer der Argumentationsstränge wohl in folgende Richtung: Böses Auto weil 1.) deutsch, 2.) sauteuer, 3.) mit steinzeitlicher Technik (Feuer wird in einer Höhle – hier einem Zylinder – entzündet) und folglich 4.)weltklimakatastrophal.

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Versus letztgenannten Punkt bringen die Bayern ihr "Erfrischend dynamisch"-Paket in Stellung, Efficient Dynamics auf Neumünchnerisch, dieses bescheinigt ihnen generell im verbrennungsmotorischen Sektor seit Jahren eine führende Stellung hinsichtlich Fahrspaß (groß) und Verbrauch (klein). Beim 4er steht dabei günstigstenfalls (420d) ein Normverbrauch von 4,6 l / 100 km an, den schlimmsten Fall kennen wir noch nicht, da noch kein M4 am Markt. Platzhalter bis dahin ist der 435i (306 PS) mit 7,9 l / 100 km.

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So viel zur Vernunft, nun zu den Emotionen, und die setzt der 4er reichlich frei, womit wir jetzt endgültig losfahren. Liegt wie ein Brett, der bayerische Neuzugang. Klar, bei der Breite (1,83 m), dem Radstand (2,91 m). Wo einem schon der 3er durch erstaunliche Wendigkeit und Kurvenlust und Lenkpräzision etliche "Ah!s" und "Oh!s" entlockt, tut's der technisch von jenem abgeleitete 4er noch mehr.

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Und während wir da genüsslich um die Wette mit den Wolken durchs herbstliche Land ziehen, meldet sich via zerebrale Festplatte kurz Wallenstein zu Wort und raunt uns zu: Am Himmel ist geschäftige Bewegung, des Turmes Fahne jagt der Wind, schnell geht der Wolken Zug ...

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Geschäftig in Bewegung ist BMW in der Tat – die haben einen grandiosen Lauf, ästhetisch, technisch, und wenn der moderne, multitaskingfähige Mensch im 4er zwar den Blick über auf dem Verkehr belässt, wie es sein soll, in ei­ner parallelen Konzentrationsebene sich aber dessen weiteren Qualitäten zuwendet, wird er rasch feststellen, wie vernetzt er sein kann, wenn er will.

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Soweit er die einzelnen Connected-Drive-Module (Mobilitätsdienste, Fahrassistenzsysteme) nämlich käuflich erwirbt. Das geht hin bis zur NSA-Vollmitgliedschaft, und das, bitte schön, war natürlich ein Scherz.

Sinnvoll: Auch bei BMW kann man neuerdings mit dem Finger Befehle schreiben.

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Schmerzbefreit sollte man in pekuniärer Hinsicht sein, den 4er gibt's nicht geschenkt. Das ist man von BMW gewohnt. Komplett neu hingegen, damit zur Kennziffer 4, ist die Baureihe. Das 4er Coupé folgt dem 3er Coupé nach und schließt die numerische Lücke zum 5er, des 4ers Heckleuchtengrafik sucht den logischen Schulterschluss zur nobleren 6er-Reihe.

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Erfunden hat den ertragsoptimierenden Schmäh Audi, die Ingolstädter konnten zwischen den Massenbaureihen A4 und A6 eine exklusivere A5-Linie (Coupé, Ca­brio, Sportback) installieren, eta­blieren und mit Schönheit punkten, aber das kann BMW naturalmente auch, mit dem 4er.

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Am Beispiel 6er kann man sich ausrechnen, was vermutlich alles kommen wird: Coupé, Cabrio, Gran Coupé. Vorerst aber zunächst einmal Coupé, und das ist gut so. Schön und gut. Bei diesem Auto tät' man sich bei der Wahl erheblich leichter als am 29. September. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 20.09.2013)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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