Bei welcher Partei man sein Kreuzerl macht, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Die meisten entscheiden nach dem Wahlprogramm, den Grundsätzen oder Ähnlichem, wem sie ihre Stimme geben.

Aber wir - die Erstwähler - wollen etwas anderes. Einen schillernden Parteiobmann, ansprechenden Wahlkampf und Wahlzuckerln, die uns gefallen. Das glauben zumindest die Parteien und deren Marketingexperten. Inhaltlich wird Jugendlichen im Wahlkampf aber kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Angesprochen wurden wir etwa über ein gezwungen jung wirkendes Parteimagazin inklusive Öko-Kondomen, Jo-Jos oder mit Kinogutscheinen.

Diese aufgesetzte Coolness erntet meist nur Spott und Häme. Wenn es schlecht läuft, wenden sich die Jugendlichen gar ganz ab. Denn die Politiker sprechen unsere Sprache nicht. Wir 348.000 Erstwähler sind mit und im Netz groß geworden. Printmagazine lesen viele von uns nur selten, und die Zahl derer, welche ihre Freizeit mit dem Erlernen neuer Jo-Jo-Tricks verbringen ist vermutlich auch eher gering. Die Kinogutscheine waren im Übrigen für einen Film über Pensionisten.

Aber sind wirklich nur die Politiker und falsche Kommunikation dafür verantwortlich, dass sich viele von uns nicht für Politik begeistern?

Natürlich tragen Korruptionsprozesse und Untersuchungsausschüsse nicht dazu bei, eine positive Stimmung bei uns Jugendlichen abzuliefern - aber eines muss an dieser Stelle gesagt werden: Wir sind auch selber schuld an dem uns nachgesagten politischen Desinteresse.

Jugendliche, die sich in den Wahn hineinsteigern, Politik sei langweilig, verstaubt und sowieso nicht veränderbar, verstärken dadurch oft das, was sie selbst kritisieren: einen Wahlkampf, der völlig an den Interessen junger Menschen vorbeizielt. Wie die Wahl in Kärnten gezeigt hat, kann jede einzelne Stimme entscheidend sein. Dort ging es um ein Mandat, welches vom BZÖ zu den Grünen gewandert ist. Das ist auch österreichweit möglich. Jede Stimme zählt bei der Frage, ob eine Partei in den Nationalrat einzieht oder nicht.

Jeder hat die Chance, von seinem demokratischen Stimmrecht Gebrauch zu machen. Aus diesem Recht ergibt sich allerdings auch die Pflicht, sich darüber zu informieren, was in der aktuellen Tagespolitik passiert. International wie national.

Jugendliche können sich mit der etablierten Politik oft nur schwer identifizieren. Ein Grund dafür könnte das hohe Durchschnittsalter quer durch die Bundeslisten aller Parteien sein.

Bei dieser Nationalratswahl stehen aber überraschend viele Mitglieder der Jugendorganisationen auf den Wahllisten - viele sogar auf aussichtsreichen Plätzen. Dies kann dafür sorgen, dass sich wieder mehr junge Menschen mit Politik auseinandersetzen.

Als Jugendlicher muss ich uns Erstwähler allerdings auch etwas in Schutz nehmen. Denn die Tatsache, dass es kein verpflichtendes Fach politische Bildung im Schulunterricht gibt, verstärkt die von vielen jungen Menschen gefühlte Gleichgültigkeit.  (Darius Djawadi, DER STANDARD, 18.9.2013)