Goran Petercol ändert die Perspektive auf die Ordnung der Dinge: Die "Symmetrie" von Tisch und Sockel stellt sich über ihre tragenden Eigenschaften ein.

Foto: Krinzinger

Wien - Mit Symmetrien, wie man sie aus den Faltbildern des Rohrschachtests kennt, kommt man der Arbeit von Goran Petercol nicht bei. Auch nicht mit den Definitionen der Geometrie, nach denen symmetrisch ist, was nach Achsenspiegelung deckungsgleich ist. Die Symmetrievorstellungen des kroatischen Künstlers (geb. 1949 in Pula) sind viel freier und in dieser Ungebundenheit auch oft der Poesie näher. So sind für ihn etwa Spiegel und Tür symmetrische Objekte, haben doch beide die Fähigkeit, Räume zu öffnen. Ebenfalls symmetrisch: eine Tasse und ihr in Beton visualisiertes Fassungsvermögen.

Selbst die Definitionsmacht eines Raums kann Objekte gleich - oder Petercols Diktion folgend - symmetrisch machen: zum Beispiel die Zur-Kunst-mach-Kraft der Ausstellungsräume. Darauf hatte sich bereits Marcel Duchamp verlassen, als er einst ein Urinal zum Readymade erklärte. Es ist also die bloße Existenz, die einen Lichtschalter in der Galerie Krinzinger der daneben präsentierten Komposition auf Papier ebenbürtig macht. So gesehen gibt es keinen Unterschied.

The Same heißt folglich Petercols Präsentation von Zeichnungen, Objekten und Lichtprojektionen. Bei Letzteren ringt Flüchtiges (wie das nicht greifbare Licht) mit sehr haptischem Material (Stücken von Strukturtapeten) im Symmetriespiel.

Trotz Zartheit und Minimalismus wirken Petercols Arbeiten ihrer Logik wegen auf eine gewisse Art auch anarchistisch. Linien und Formen scheinen hingegen dem Zufall abgeschaut. Beides macht den Reiz seines OEuvres aus. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 19.9.2013)