Foto: UNHCR/B.Sokol

Genf - Die kongolesische Nonne Angelique Namaika erhält den Nansen-Preis des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR). Damit wird Schwester Angelique für ihren Einsatz zugunsten vertriebener Frauen und Mädchen geehrt, wie die Organisation am Dienstag in Genf mitteilte.

Entführungen weiter an der Tagesordnung

Die 46-Jährige unterstützt seit Jahren in der Stadt Dungu im Nordosten von Kongo-Kinshasa Frauen und Mädchen, die von bewaffneten Gruppen vertrieben wurden. Zwei Drittel der 350.000 Vertriebenen in der Region waren vor der Lord's Resistance Army (LRA) geflohen, die für ihre Brutalität bekannt ist. Obwohl heute UNO-Friedenssoldaten in der Region sind, entführt die LRA in einigen Gebieten weiterhin Menschen.

Die Nonne war 2009 selbst durch Kämpfe vertrieben worden - sie weiß, was es bedeutet, sein Heim zu verlieren. Im vergangenen Jahr berichtete sie dem US-Kongress und dem UNO-Sicherheitsrat über die Gräuel der bewaffneten Gruppe von Joseph Koni, denen Plünderungen, Morde, Vergewaltigungen, Verstümmelungen und Entführungen vorgeworfen werden.

Rose, eine der Frauen in Schwester Angeliques Zentrum für Wiederintegration und Entwicklung, war 16 Jahre alt, als sie von der LRA gefangen genommen wurde. "Als ich sie das erste Mal sah, war sie eben von der ugandischen Armee gerettet worden", erzählt Schwester Angelique. Rose sei traumatisiert gewesen und habe zudem an einer Geschlechtskrankheit gelitten. Auch ihr Kind war krank, aber sie hatte kein Geld, um es ins Spital zu bringen. Rose war auf der Suche nach ihrer Mutter nach Dungu gekommen, diese wies sie jedoch ab und warf ihr vor, Teil der LRA gewesen zu sein.

Viele geflohene Frauen ohne Berufsausbildung

Schwester Angelique setzt sich dafür ein, dass die vertriebenen Frauen und Mädchen von der Gesellschaft wieder akzeptiert werden und sich selbst versorgen können. Viele Frauen hätten jedoch nicht einmal die Chance gehabt, eine Grundschule zu besuchen.

"Frauen brauchen eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, deshalb habe ich begonnen, sie im Nähen, Backen und Kochen zu unterrichten", sagt sie. Außerdem erhalten die Frauen und Mädchen Alphabetisierungskurse.

Die Stärke dieser Frauen sei beeindruckend, sie ließen sich nicht entmutigen und schauten immer vorwärts, so die Schwester. Mit dem Preisgeld will sie gemeinsam mit den Frauen beginnen, auf einem großen Feld Maniok und Erdnüsse anzubauen. Der Erlös aus dem Verkauf dieser Produkte soll den Frauen erlauben, ihre Kinder zur Schule zu schicken und Medikamente zu kaufen.

Preis trägt Namen des norwegischen Polarforschers Fridtjof Nansen

Der Nansen-Preis ist nach dem ersten Flüchtlingskommissar des Völkerbundes und norwegischen Polarforschers Fridtjof Nansen benannt und mit 100.000 Dollar (rund 75.000 Euro) dotiert, die von der norwegischen und der Schweizer Regierung gespendet werden. Die Preisverleihung findet am 30. September in Genf statt. (APA, 17.9.2013)