Einmal auch Ausgelassenheit: Teresa Waas und Sephan Lewetz.

Foto: Kellertheater

Draußen herrscht Chaos. Die Ordnung hat aufgehört zu bestehen. Menschen sind auf der Flucht, rennen ums nackte Überleben. Es wird geplündert. Wer kann, versteckt sich, sucht Schutz in Häusern oder auch Schränken. Die Vögel - sie kommen immer bei Flut. Wenn Ebbe ist, herrscht Stille, unerträgliche Stille. Aber wenn die Flut kommt, dann fliegen sie ihre Angriffe. Erbarmungslos.

Zwei Menschen haben Schutz gefunden in einem leerstehenden Haus, irgendwo weit draußen am Land. Diane (Bernadette Heidegger) und Nat (Stephan Lewetz), sie kennen sich nicht. Sie wissen nicht, ob sie einander vertrauen können. Aber klar ist, sie brauchen sich gegenseitig zum Überleben. Später dann taucht Julia (Teresa Waas), eine junge Frau auf. Auch sie hat Traumatisches erlebt. Jetzt ist man zu dritt. Zwei Frauen, ein Mann. Es wird kompliziert. Und dann erscheint eines Tages noch bedrohlich und mysteriös der Nachbar Tierney (Wolfgang Hundegger), der einsam auf der anderen Seite des Sees lebt. Regisseur Fabian Kametz hat Die Vögel des irischen Autors Conor McPherson im Innsbrucker Kellertheater als klaustrophobes Kammerspiel inszeniert. Er schält sämtliche emotionalen Facetten dieser beklemmenden Situation heraus. Die Figuren wechseln zwischen gegenseitigem Misstrauen und Vertrauen, man hintergeht sich und belauert sich. Einmal entsteht so etwas wie Ausgelassenheit. Meist aber liegen die Nerven blank. Alles wird beherrscht von Angst.

Mike Molls Soundcollage verstärkt die Intensität der Inszenierung. Nahezu unerträglich die akustischen Attacken der Vögel. McPhersons Theaterfassung beruht auf der Novelle The Birds von Daphne du Maurier aus dem Jahr 1952. Auch Alfred Hitchcock hat für seinen Horrorklassiker auf diesen Stoff zurückgegriffen. (dns, DER STANDARD, 17.9.2013)