Widersprüche
Die Erste Frauenbewegung, welche an der Erringung der Reformkleidung, des Frauensports und der Freikörperkultur beteiligt war, machte zudem auf den haarsträubenden Widerspruch zwischen der physisch schweren Arbeit der Fabriksarbeiterinnen und Bäuerinnen und dem Verbot des Frauenstudiums aufgrund der angeblichen "weiblichen Schwäche" aufmerksam.
Ein wesentlicher Punkt betraf auch die Forderung nach freier Sexualität, in der das Selbstbestimmungsrecht über Schwangerschaft, Geburt und Abtreibung inkludiert war. Denn schon lange vor dem Hitler-Faschismus wurde die Ausbeutung des weiblichen Körpers für bevölkerungspolitische, militaristische, imperialistische und rassistische Zwecke - Gebärzwang für "arische" Frauen versus Zwangssterilisation, Abtreibungsgebot und Vernichtung für und von Jüdinnen und andere politisch unerwünschte Frauen - als ein dem patriarchalen Staatswesen immanentes und grundlegendes Gesetz erkannt.
Die Neue Frauenbewegung nahm sich dann der Analyse von vier (hier nur verkürzt dargestellten) - auf den Punkt gebrachten - Zwängen an:
Zwang I: Mutterschaft
Schwangerschaft, Geburt und Abtreibung unterliegen dem staatlichen bevölkerungspolitischen Zugriff und Übergriff durch Kontrolle, Zwangsmutterschaft und Kriminalisierung. Die Gen- und Reproduktionstechnologie muss sich den Vorwurf gefallen lassen, an der weiteren Enteignung des Frauenkörpers beteiligt zu sein.
Zwang II: Sexualobjekt
Die Vermarktung des Frauenkörpers durch die männlich-dominierte Sexualität und seine konsum-profitorientierte Vermarktung in Werbung, Medien, Pornografie und Prostitution hat verheerende Folgen für Frauen.
Zwang III: Schönheitsobjekt
Die männlich geprägten und überspannten Schönheitsideale mit unerreichbaren Körperformen steigern sich vehement. Obwohl die dargestellten Frauen zum überwiegenden Teil retouschiert sind - Beine zu einem Drittel verlängert, Busen und Po gerundet - suggerieren sie Realität, die von vielen Mädchen und Frauen nachahmenswert erscheint. Esstörungen und Schönheitsoperationen sind die Folge.
Zwang IV: Krankheit Frau