Wien - Der 34,7-Prozent-Anteil der ÖIAG am Stahlkonzern voestalpine soll im Zuge der weiteren Privatisierung bis zu 15 Prozent an Finanzinvestoren und zu 20 Prozent über die Börse veräußert werden.

Diese Größenordnungen nannte am Samstag ÖIAG-Vorstand Reiner Wieltsch im Ö1-"Journal zu Gast". Der erste Schritt, das Angebot an die Investoren, könnte bereits Mitte September durch sein, das Secondary Public Offering dann in einem gewissen zeitlichen Abstand folgen.

Details

Fixiert werden sollen die Privatisierungsdetails zur voestalpine in der nächsten ÖIAG-Aufsichtsratssitzung am 5. September. Dabei solle ein gesichertes Programm und Projekt verabschiedet werden. Wieltsch erwartet eine genügend große Zahl an Interessenten, um die voest-Aktien unter Einhaltung der von der Regierung vorgegebenen Bedingungen an Finanzinvestoren auch mit entsprechender Prämie über dem Börsekurs veräußern zu können. Bisher hat die ÖIAG zur voest 37 Gespräche mit Interessenten geführt, darunter zwei mit dem Magna-Konzern von Frank Stronach.

Privatisierungsauftrag

Derzeit bespricht die ÖIAG laut Wieltsch mit der EU-Kommission die vorgesehenen Bedingungen, die sich am präzisierten Privatisierungsauftrag der Regierung - u.a. Erhalt der Einheit des Unternehmens, des Headquarters sowie von Forschung und Entwicklung im Land - orientieren. Zur Bedingung gemacht werde könnte etwa eine mehrjährige Behaltefrist für die voest-Aktien, die Verpflichtung eines bestimmten Stimmverhaltens in den Hauptversammlungen oder dass überhaupt nur bestimmte Aktienpaket-Größen - etwa 5 Prozent - an einzelne Investoren gehen, so Wieltsch.

Verkaufs an Investoren

Dass angesichts eines nur teilweisen Verkaufs an Investoren, noch dazu unter Bedingungen, ein geringerer Erlös zu erzielen sei als bei einem En-Bloc-Verkauf, sei klar: "Nachdem Strategen sicher nicht zum Zug kommen, wird der Erlös sicher geringer sein", so Wieltsch. Grundsätzlich sei jedoch kein Interessent aus dem Rennen, der die Bedingungen erfülle, die die ÖIAG stellen werde, "auch wenn er Müller oder Meier heißt". Die Auftragskonkretisierung durch die Regierung sei keineswegs nur ein Placebo. Für die Zukunft hofft Wieltsch freilich, dass es bei weiteren Privatisierungen nicht jedesmal derartige Konkretisierungen gibt.

Grundsatzfrage wieder aufgetaucht

Nicht verstehen kann der ÖIAG-Vorstandsdirektor, dass in der Diskussion um die voestalpine die Grundsatzfrage "Privatisierung Ja oder Nein" oder "privatisieren zu 100 Prozent" wieder aufgetaucht ist. Beim Edelstahlriesen Böhler-Uddeholm und der Telekom Austria hätten die Erfolge mit dem Börsegang begonnen. Die reinigende Kraft der Börse habe den Unternehmen sehr gut getan. Diesen vernünftigen Weg wolle die ÖIAG künftig weitergehen. Probleme habe er auch mit dem Begriff "Kernaktionär", sagte Wieltsch, da dies unterstelle, dass sich der Staat als Eigentümer anders verhalten würde als wirtschaftlich angebracht. Auch als Oberösterreich wolle er zur Beruhigung in der Diskussion beitragen.

SPÖ-Wirtschaftssprecher Hans Moser bekräftigte in einer Reaktion auf die Aussagen von Wieltsch die Forderung seiner Partei nach einem sofortigen Stopp des Ausverkaufs heimischer Betriebe. (APA)