Gao - Von den Entführern geforderte Sicherheitsgarantien und hohe Lösegelder verzögern diplomatischen Kreisen zufolge die Verhandlungen über die Freilassung der 14 Sahara-Geiseln. "Die Situation ist sehr schwierig. Die Forderungen sind maßlos", sagte ein Diplomat, der mit den Verhandlungen vertraut ist, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters in Gao im Norden Malis.

Einem algerischen Zeitungsbericht zufolge haben die Behörden den Entführern mit einem Militärangriff gedroht, wenn sie nicht bis Freitag Kranke und Ältere freilassen. Die ARD erfuhr hingegen nach eigenen Angaben in Berlin, es gebe keine Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung der Geiseln.

4,6 Millionen Eurofür die vierzehn Geiseln

"Wir hoffen, dass sie die Geiseln bald freilassen, aber ich habe das Gefühl, dass es noch einige Zeit dauern wird, sagte der Diplomat in Gao. In der Gewalt der Entführer sind neun Deutsche, vier Schweizer und ein Niederländer. Deutsche Medien hatten berichtet, für die Freilassung der Geiseln sei ein Lösegeld von 4,6 Millionen Euro gefordert worden. Zudem fordern die Entführer Sicherheitsgarantien von der Regierung Malis.

Kopfgeld

Das Auswärtige Amt in Berlin lehnt Diplomaten zufolge die Zahlung von Lösegeld aus grundsätzlichen Erwägungen ab, weil Deutschland sonst erpressbar werde. "Wenn sie bezahlen, würden sie einen Kopfgeld auf jeden weißen Touristen in der Sahara aussetzen", sagte ein Diplomat in Malis Hauptstadt Bamako.

Kontakt zu den Entführern

Aus Kreisen der Tuareg verlautete, am Donnerstag werde ein Stammesführer des Volkes, Iyad Ag Agaly, mit Vertretern der Europäischen Union (EU) und dem deutschen Botschafter in Mali zusammenkommen. Agaly, der in den 90er Jahren Anführer der Tuareg-Rebellen im Norden Malis war, stehe in Kontakt zu den Entführern. "Die Entführer wollen nur einen Vermittler in der Krise, und es scheint, das dies Agaly ist", sagte ein Diplomat. Zuvor war aus diplomatischen Kreisen verlautet, dass die Gespräche durch eine weitere selbsternannte Vermittlergruppe aus Timbuktu erschwert würden.

Aufenthalt der Geiseln

Diplomaten vermuten zumindest einen Teil der Geiseln derzeit in der Region Taoudenit im Nordwesten Malis, die für ihre Salzgruben bekannt ist. Sie waren vor rund fünf Monaten in Algerien verschleppt worden. Eine offizielle Bestätigung dafür, dass die Geiseln in mehrere Gruppen aufgeteilt wurden, lag jedoch nicht zunächst vor. Diplomaten und die Behörden in Mali warnen davor, dass das Leben der Geiseln auf dem Spiel steht, sollte die Krise nicht bald beendet sein. Die Geiseln sind in der Wüste Temperaturen bis 50 Grad Celsius ausgesetzt. Eine deutsche Geisel war schon vor Wochen an einem Hitzeschlag gestorben.

Kommt Militärische Lösung?

In der algerischen Zeitung "El Watan" hieß es am Mittwoch unter Berufung auf Sicherheitskreise: "Wenn die sechs kranken Geiseln und die Älteren nicht freigelassen werden, wird eine militärische Lösung die Krise beenden, die bereits viel zu lange dauert." Das Blatt berief sich auf Informationen ihres Reporters in Kidal im Norden Malis, der in Kontakt zu den Sicherheitskreisen stehe.

Das ARD-Hauptstadtstudio berichtete, die Geiseln würden regelmäßig mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt.

Die Geiseln wurden vermutlich von der radikal-islamischen Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) vor rund fünf Monaten in Algerien verschleppt. Die Geiselnehmer hatten zunächst insgesamt 32 europäische Sahara-Touristen verschleppt. Mitte Mai hatte das algerische Militär 17 der Urlauber, darunter zehn Österreicher und sechs Deutsche, gewaltsam befreit. (APA/Reuters)