Linz – Ginge es nach der Stimmung im Land – die Grünen wären wohl in zwei Wochen Wahlsieger: Jeweils neun Prozent der Wahlberechtigten attestieren den Grünen und ihrer Chefin Eva Glawischnig, dass sich die Stimmung in den vergangenen Wahlkampfwochen deutlich (Note 1) verbessert hat, weitere 29 beziehungsweise 32 Prozent vergeben die Note 2.

Diese günstige Stimmungslage wird allerdings in der jüngsten Market-Hochrechnung für den STANDARD nur teilweise abgebildet. "In der Sonntagsfrage sehen wir zwar eine hohe Bekennerfreude zu den Grünen, hochgerechnet ergeben sich daraus wie in den vergangenen Wochen auch nur etwa 15 Prozent", sagt Market-Institutsleiter David Pfarrhofer. Dieser Wert liegt immerhin um die Hälfte höher als das letzte Wahlergebnis der Grünen 2008.

grafik: STANDARD

Entscheidend in diesem Wahlkampf dürfte allerdings die Stimmung in der Schlussphase sein – wie nämlich die Parteien ihre Stammwähler und möglichst viele Wankelmütige schließlich zu den Urnen bringen können. Die gute Stimmung für die Grünen könnte also noch einen zusätzlichen Mobilisierungseffekt haben.

Derzeit rechnet Pfarrhofer mit folgendem Ergebnis:

  • SPÖ 26 Prozent – Die Kanzlerpartei läge damit um rund drei Prozentpunkte unter dem Wahlergebnis von 2008. Die Grafik zeigt, dass für die Kanzlerpartei eine überwiegend freundlich tendierende Stimmung herrscht (Durchschnittsnote: 3,05), die Werte für den Amtsinhaber sind ganz ähnlich. Allerdings: Eine vergleichbare Stimmungsmessung zwei Wochen vor der Wahl 2008 hatte für die SPÖ freundlichere Werte gebracht. Könnte man den Bundeskanzler direkt wählen, so bekäme Werner Faymann 26 Prozent der Stimmen – vor allem von Senioren, aber auch von etwa jedem zehnten Grün-Wähler.
  • ÖVP 22 Prozent – Die Volkspartei war zu Beginn des Wahlkampfs schon näher an die SPÖ herangekommen, nun beträgt der Abstand aber schon seit etwa drei Wochen vier Prozentpunkte. Die Stimmungsnote 3,20 ist schlechter als jene der SPÖ – allerdings viel besser als bei der Vergleichsumfrage im Wahlkampf vor fünf Jahren.

Insgesamt haben beide Koalitionspartner im jeweils eigenen Lager gute Stimmungswerte. Und: Vizekanzler Michael Spindelegger verzeichnet mit der Note 3,11 ein etwas besseres Stimmungsbild als seine Partei, in der Direktwahlfrage hat er ein kurzes Tief überwunden und kann nunmehr 19 Prozent ansprechen.

Die derzeitigen Regierungsparteien SPÖ und ÖVP schaffen auch laut einer aktuellen Spectra-Umfrage für die Bundesländerzeitungen gemeinsam keine 50 Prozent (SPÖ 26, ÖVP 23). Gallup für Österreich und Karmasin Motivforschung für Profil dagegen sehen Rot-Schwarz momentan bei 53 Prozent (SPÖ 28, ÖVP 25).

  • FPÖ 20 Prozent – Auch wenn die Stimmung von vielen Befragten als tendenziell ungünstig für die FPÖ eingeschätzt wird (Note: 3,42), so sind sie in der Hochrechnung zuletzt leicht angestiegen. Heinz-Christian Strache käme bei einer Direktwahl auf 14 Prozent.
  • Grüne 15 Prozent – In der Hochrechnung weitgehend unverändert, aber mit guter Stimmung (die Durchschnittsbewertung 2,88 ist die beste aller Parteien) kommen die Grünen derzeit nur auf Platz vier. In einer Direktwahl würde Parteichefin Glawischnig Strache aber schlagen: 16 Prozent würden sie wählen, was ebenfalls ein Indikator dafür ist, dass es für die Grünen noch Luft nach oben gibt.
  • Team Stronach neun Prozent – Unverändert seit Wochen: Das Team Stronach würde nach Market-Berechnung die psychologisch wichtige Zehnprozentmarke nicht erreichen. Die Stimmungslage wird für die Partei mit der Durchschnittsbewertung 3,71 tendenziell schlecht eingeschätzt, Parteigründer Frank Stronach kommt in der Kanzlerfrage auf sieben Prozent.
  • BZÖ drei Prozent – Eng wird es für das BZÖ, das mit drei Prozent in der Hochrechnung um den Wiedereinzug in den Nationalrat zittern muss. Die Stimmung ist für die Partei nach Einschätzung der Befragten noch schlechter geworden, für Chef Josef Bucher etwas weniger schlecht. In der Kanzlerfrage bekäme er zwei Prozent.
  • Neos zwei Prozent – Weiterhin außerhalb der Mandatsränge sind die Neos, für die mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) überhaupt keine Stimmung einschätzen kann. Diejenigen, die sich das zutrauen, vergeben allerdings relativ freundliche Noten: Durchschnittswert 3,22 – also eine ähnliche Stimmung wie für die ÖVP, aber bei niedrigerer Bekanntheit. Den Spitzenmann Matthias Strolz kann nicht einmal jeder zweite Befragte einschätzen.
  • KPÖ, Piraten und andere Kleinparteien je ein Prozent – Dass Piraten, Kommunisten, Christenpartei oder Männerpartei ins Parlament kommen, erscheint nach aktuellen Daten sehr unwahrscheinlich. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 16.9.2013)