Von April bis Juni 2013 warben öffentliche Stellen für 58,94 Millionen Euro. Das ist der zweithöchste Wert, seit das Medientransparenzgesetz Ministerien, Bundesländer und andere öffentliche Rechtsträger dazu anhält, ihre Buchungen zu veröffentlichen. Das vierte Quartal 2012 markiert mit 65,2 Millionen den bisherigen Höchststand, davor waren es 37,3 Millionen, im ersten Quartal 2013 42 Millionen. Das ergibt im ersten Jahr der Beobachtung insgesamt rund 203 Millionen Euro.

Bestgebuchtes Medium in Österreich: Die Kronenzeitung. Foto: APA/Pfarrhofer

derStandard.at ordnet nun Ministerien, Bundesländern und anderen öffentlichen Stellen identifizierbare Tochterfirmen im Allein- oder Mehrheitsbesitz zu. Damit sind Konstruktionen wie Vereine, Körperschaften öffentlichen Rechts oder Stiftungen nicht zugeordnet. Die Daten für das zweite Quartal sind damit mit früheren Quartalsberichten von derStandard.at nicht vergleichbar - bis auf die Globaldaten.

Jedenfalls 20,9 Millionen aus den Ländern

Die traditionell werbestarke Stadt Wien warb um 6,6 Millionen Euro, mit Tochterfirmen im Allein- oder Mehrheitsbesitz kommt sie auf rund 9,7 Millionen. Die weiteren Länderdaten mit zugeordneten Firmen: Niederösterreich kommt in diesem Quartal mit Firmen auf 3,7 Millionen Euro Werbevolumen. Oberösterreich auf drei Millionen Euro. Das Burgenland auf 1,3 Millionen, die Steiermark auf 1,1, Tirol auf 900.000 Euro, Vorarlberg auf 600.000 und Kärnten auf rund 400.000. 187.000 Euro waren es in Salzburg.

Länder und ihnen zugeordnete Firmen haben damit in diesem Quartal 20,9 Millionen Euro in Werbung investiert - rund ein Drittel des Gesamtvolumens.

Die größte Einzelbuchung tätigte die Stadt Wien in der "Krone" im Wert von 1,17 Millionen, gefolgt von der Stadt Wien in "Heute" mit 909.000, nach zwei mutmaßlichen Gegengeschäften des ORF kommt wieder die Stadt Wien mit 336.000 in der Sonntagsausgabe von "Österreich". 

Wo buchte Wien (mit Firmen) insgesamt am meisten? In der "Krone" um 1,5 Millionen, in der Mediengruppe Österreich um 1,2, in Heute um 1,2 und Echo um 0,75 Millionen sowie Bohmann um 0,55 Millionen.

Niederösterreich (mit Firmen) buchte am meisten - 0,6 Millionen - bei Publikationen des Niederösterreichischen Pressehauses, im ORF (270.000), Kurier 174.000, Österreich 167.000 und RMA (Bezirksblätter) 158.000.

Die Ministerien-Wertung

Unter den Ministerien (gerundet auf ganze 1000er, ohne Zuordnungen) liegt das Finanzministerium mit 931.000 vor dem Bundeskanzleramt mit 767.000 und dem Außenminsterium mit 760.000. Das Ministerium für Landesverteidigung warb in dem Quartal um 752.000 Euro, für Bildung um 561.000. Das Wirtschaftsministerium kommt auf 500.000 Euro, jenes für Inneres auf 493.000, das für Landwirtschaft und Umwelt auf 485.000, das Verkehrsministerium auf 361.000 Euro. Das Sozialministerium warb 350.000 Wissenschaft 318.000 Gesundheitsministerium 246.000

Die Ministerien kommen zusammen auf 6,5 Millionen Euro.

Große öffentliche Firmen

Die ÖBB und ihre vielen Firmen warben in dem Quartal 2,426 Millionen, die Asfinag für 1,749 Millionen Euro. Beide Firmen waren Gegenstand von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft über angebliche Buchungs-Anordnungen und -Ersuchen des damaligen Verkehrsministers Werner Faymann und seines damaligen Kabinettchefs Josef Ostermayer. 

Die Post AG investierte 1,928 Millionen in Werbung. Die Agrarmarkt Austria warb in dem Quartal für 889.000. Die Österreich Werbung für 3,112 Millionen Euro.

Big Spender Wirtschaftskammern

Alle Arbeiterkammern zusammengenommen warben in diesem Quartal für 1,023 Millionen. Alle Wirtschaftskammern zusammen verbuchten 5,243 Millionen.

Die Medien-Wertung

Die höchsten Buchungen aller öffentlichen Stellen zusammen gingen an den Reichweitenriesen "Krone" mit 6,1 Millionen. Dahinter liegt der ORF mit 5,5 Millionen. Platz drei geht an die Mediengruppe Österreich mit 3,9 Millionen. "Heute" kommt auf 3,5 Millionen. Die Verlagsgruppe News und ihr Miteigentümer Kurier (mit der Krone in der Mediaprint verbunden) kommen auf je 2,4 Millionen Euro.

Die Kleine Zeitung hatte im 2. Quartal 2013 1,9 Millionen Euro, die Oberösterreichische Nachrichten und die Standard-Gruppe je 1,8 Millionen. Für Die Presse werden 1,6 Millionen Euro ausgewiesen. Sie gehört wie Kleine Zeitung sowie 50 Prozent an der Regionalmedien Austria (RMA mit 1,5 Millionen) zur Styria Media Group.

Intransparenz

Die Medienbehörde gibt zwar inzwischen genauer vor, wie Medien/Medienhäuser einzugeben sind, um die Daten - dem Titel des Gesetzes entsprechend - etwas transparenter zu machen. Das hindert aber etwa das Außenministerium nicht, "Österreich" nur mit einem R zu schreiben.

Die Vorarlberger Landeshypo ordnet eine Buchung über 7.664.62 Euro auf den ersten Blick etwas unspezifisch "Regionalzeitungen" zu. Ganz so unspezifisch ist die Angabe auf den zweiten oder dritten Blick freilich nicht: Regionalzeitungen meint den Verlag "RZ Regionalzeitungs GmbH", der "Bregenzer Blättle", "Dornbirn Anzeiger", "Feldkircher Anzeiger", "Walgaublatt", "Bludenzer Anzeiger" herausgibt und sich auf seiner Website "Regionalzeitungen" nennt.

Die rasche statistische Übersicht bremsen aber auch ganz besonders präzise Angaben im Feld "Medium_Medieninhaber" wie "Kurier, KW 21 halbe Seite Inserat Bewerbung Initiative Naturland NÖ" der Niederösterreichischen Energie- und Umweltagentur Betriebs-GmbH.

Das Medientransparenzgesetz macht aber auch nicht alle öffentlichen Werbebuchungen transparent: Inserate in Beilagen, die seltener als viermal jährlich erscheinen, sind etwa nicht zu melden. Schlupflöcher und Umgehungsmöglichkeiten wie diese waren rasch gefunden.

Bei 5515 Institutionen, die ihre Buchungen mehr oder minder gut identifizier- und zuordenbar melden, sind die ausgewiesenen Daten nur als grobe Näherungswerte zu sehen. (fid, flog, derStandard.at, 15.9.2013)