"Dass Frank im Vordergrund steht, ist für mich absolut verständlich, da Frank der Gründer dieser Partei ist."

Foto: Siniša Puktalović

Im Interview mit daStandard.at erzählt Darinka Hrnjez über ihre Beweggründe sich politisch zu engagieren, was sie mit Frank Stronach gemeinsam hat und warum anonymisierte Lebensläufe zu einer Gleichstellung von MigrantInnen auf dem Arbeitsmarkt beitragen können.

daStandard.at: Sprechen wir zuerst über Ihre Kandidatur: Wie ist es zu ihrem Engagement beim Team Stronach gekommen? Sind Sie an das Team Stronach herangetreten oder wurden Sie vom Team Stronach angesprochen?

Darinka Hrnjez: Ich bin als Studentin nach Kanada ausgewandert, habe dort auch fürs österreichische Konsulat beziehungsweise für die Außenhandelsstelle der Wirtschaftskammer in Toronto gearbeitet. Somit hatte ich mit Frank Stronach als Honorarkonsul Österreichs in Kanada Kontakt. Ich habe dann auch nach meiner Tätigkeit in der Außenhandelsstelle für ihn gearbeitet. Das heißt, ich kenne den Menschen Frank Stronach schon seit vielen Jahren und schätze ihn auch sehr. Nach der Gründung der Partei gab es organisatorisch Etliches zu tun und Frank Stronach hat erkannt, dass meine Projektmanagementerfahrungen hilfreich wären.

Mein politisches Engagement beruht darauf, dass ich selbst Missstände hier in Österreich gesehen habe, die weiterhin  in der selben Form bestehen, wie ich sie selbst erlebt habe, als ich in Wien als Gastarbeiterkind aufgewachsen bin. Ich hatte gehofft, dass sich nach fast 20 Jahren doch etwas verändert hat. Hat es leider aber nicht. Frank Stronach schätzt mich als Menschen und weiß, dass für mich meine politische Kandidatur eine Herzensangelegenheit ist und hat mir diese Chance gegeben. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.  

daStandard.at: Wenn Sie nach der Wahl ins Parlament kommen - in welchen Bereichen werden Sie sich am Stärksten engagieren?

Hrnjez: Für mich ist vor allem die Themen Bildung und Jugend wichtig. Ich möchte unzählige Missstände beseitigen:  Diskriminierung von Kindern, von Menschen mit Behinderung. Ich engagiere mich auch dafür, dass wir nicht mehr von Menschen mit Migrationshintergrund sprechen müssen. Ich spreche aus diesem Grund nie von Integration, sondern von Partizipation und von einer Inklusion beziehungsweise Einbindung österreichischer Bürger.

daStandard.at: Was sind die Schwerpunkte der Migrations- und Integrationspolitik beim Team Stronach, die Sie davon überzeugt haben, dass durch diese Partei in diesen Bereichen Verbesserungen erzielt werden können?

Hrnjez: Ich habe vier Punkte, die für mich ein besonderes Anliegen sind: Der erste Punkt betrifft die Studenten, die aus dem Ausland kommen, hier auf Kosten des österreichischen Staates ihr Studium abschließen, jedoch danach kaum die Möglichkeit haben hier auch eine Arbeit zu finden beziehungsweise auch ein Aufenthaltsrecht zu bekommen. Das ist Leistungspotential, das nicht genutzt wird und somit anderen Ländern zu Gute kommt. Mein zweites Anliegen ist gegen die Diskriminierung der Migrantenkinder gerichtet. Der dritte Punkt ist die gerechte Entlohnung. Wir haben noch immer Diskrepanzen zwischen Frauen und Männern, aber auch bei Menschen mit Migrationshintergrund. Es ist an der Zeit, dass es zu einer Gleichstellung kommt. Und der vierte Punkt, der für mich sehr wichtig ist, sind anonymisierte Lebensläufe für staatsnahe und staatliche Betriebe. Im oberen Managementbereich gibt es kaum Migranten. Warum ist das so? Weil vorab, anhand des Bewerbungsschreibens, ausgegrenzt wird. Ein Lebenslauf sollte den beruflichen Werdegang schildern und die beruflichen Kompetenzen aufweisen und nicht persönliche Daten.  

daStandard.at: Wir haben in Österreich ein stark ausdifferenziertes Schulsystem. Für was für ein Schulsystem treten Sie ein?

Hrnjez: Das ist eigentlich auch eine Sache, die mich sehr bewegt. Es kann nicht sein, dass eine Entscheidung des zukünftigen beruflichen Werdegangs bereits im zehnten Lebensjahr gefällt wird. Die Noten der vierten Klasse Volksschule entscheiden derzeit über den weiteren Ausbildungsverlauf. Das zehnjährige Kind hat somit nicht einmal eine Chance und nur wenige schaffen den Sprung aufgrund des großen Unterschiedes der Lehrprogramme. Ich bin für eine durchgehende Mittelschule, von der ersten Klasse bis zur achten Klasse.

daStandard.at: Also eine Art Gesamtschule?

Hrnjez: Eine Gesamtschule, so wie man es auch aus anderen Ländern kennt. Denn erst ab dem 14. Lebensjahr haben die Kinder auch selbst die Möglichkeit und den Wissensstand zu bestimmen wohin ihre Ausbildung gehen soll.

daStandard.at: Das Team Stronach versucht in der letzten Zeit vermehrt auf Stimmenfang in der "Arbeiterschicht" zu gehen. Worin unterscheiden sich die politischen Forderungen des Team Stronachs bezogen auf die Interessen der ArbeiterInnen von beispielsweise denen der SPÖ?

Hrnjez: Wenn man von Stimmenfang spricht, hat das eine negative Konnotation. Frank Stronach, das müssen Sie sich vorstellen, ist als junger Mann aus Weiz nach Kanada ausgewandert - mit wenig Geld, hat eine neue Sprache erlernen müssen und sich durchschlagen müssen. Frank war ein typischer „Gastarbeiter“. Er ist bis heute ein Arbeiter in seinem Herzen. Er ist ein bodenständiger Mensch. Damals in Kanada hat er die ersten paar Monate in einem Zimmer mit sechs anderen Personen gewohnt. Er hat sich wirklich aus dem Nichts etwas geschaffen. Gerade für Menschen mit Migrationshintergrund, die eine ähnliche Geschichte haben, ist Frank Stronach ein Vorbild. Ich selbst habe auch so meine Parallelen mit Frank. Mir wurde auch nichts in die Wiege gelegt. Ich komme wirklich aus sehr einfachen Verhältnissen, meine Eltern sind ebenso als Gastarbeiter hierher immigriert. Es geht wirklich darum, was du als einzelner Mensch aus dir selbst machst.

daStandard.at: Beim Thema Frauenpolitik konnte man vom Team Stronach noch nicht so viel hören. Ist Frauenpolitik dem Team Stronach nicht so wichtig?

Hrnjez: Es ist gut, dass Sie diese Thematik ansprechen. Frauenpolitik ist dem Frank immens wichtig. Innerhalb der Top 10 KandidatInnen sind im Team Stronach sieben Frauen vertreten. Im Vergleich zu anderen Parteien zeigt das schon, wie wichtig für uns das Thema der Frauenpolitik ist. Ich finde es ist unfair, dass Frauen beruflich benachteiligt werden. Es bestehen weiters berufliche Vorurteile gegenüber Frauen mit Kindern, vor allem alleinerziehende Mütter werden von Karriereberufen ausgeschlossen. Ich bin ebenfalls alleinerziehende Mutter und ich bin schockiert zu sehen, dass in Österreich viele buchstäblich unter der Armutsgrenze leben.

daStandard.at: Aus welchem Grund werden beim Team Stronach die Errungenschaften und die Person Stronach immer so hervorgehoben, warum stehen nicht andere Politiker oder das politische Programm der Partei im Vordergrund, sondern zumeist der Herr Stronach selbst?

Hrnjez: Robert Lugar ist zum Beispiel ein brillanter Politiker in unserer Partei, der medial sehr wohl präsent ist, und den ich als Politiker und als Menschen sehr schätze. Sie müssen verstehen, dass wir eine junge Bewegung sind und wir haben noch etliche Politiker, die noch nicht so in Erscheinung getreten sind. Wir haben bereits in kurzer Zeit viel erreicht und werden in den folgenden Jahren mehr und mehr Präsenz haben. Dass Frank im Vordergrund steht, ist für mich absolut verständlich, da Frank der Gründer dieser Partei ist. (Siniša Puktalović, daStandard.at, 12.9.2013)