UN-Sonderbotschafterin Waris Dirie ist Schirmherrin des Projekts.

Foto: apn/Berthold Stadler

Berlin - Opfer von Genitalverstümmelung haben künftig in Berlin einen eigenen Anlaufpunkt: Dort nahm nun die europaweit erste Klinik ihren Betrieb auf, die betroffenen Frauen eine chirurgische und psychologische Rundumbetreuung anbietet. Chefarzt Roland Scherer, Experte für Darm- und Beckenbodenchirurgie, rechnet mit 50 bis 100 Patientinnen pro Jahr.

Schirmherrin des Projekts ist Waris Dirie, ehemaliges Model und UN-Sonderbotschafterin. Seit 2002 setzt sie sich mit ihrer in Wien angesiedelten "Desert Flower Foundation" für die Rechte afrikanischer Frauen und gegen das Ritual der Beschneidung ein. Mit fünf Jahren wurde die gebürtige Somalierin selbst Opfer von Genitalverstümmelung.

Weltweit 150 Millionen

Die Operationen im Berliner Spital Waldfriede werden von den Krankenkassen bezahlt. Im Bedarfsfall - falls kein Versicherungsschutz besteht - werden die Mittel mit Unterstützung der Stiftung aufgebracht.

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt die Zahl der an den Genitalien verstümmelten Frauen und Mädchen weltweit auf 150 Millionen. Die weibliche Genitalverstümmelung geschehe nicht nur in Ländern Afrikas, teilte das Krankenhaus mit. "Selbst in Deutschland leben circa 50.000 Opfer mit Genitalverstümmelung", hieß es.

Traumatisierung

Bei der Genitalverstümmelung werden die äußeren und inneren Geschlechtsorgane teilweise entfernt, und die Scheide der Frauen wird bis auf eine kleine Öffnung zugenäht. Entzündungen im Genitalbereich, Inkontinenz, Fistelprobleme, Schamgefühl oder sogar der Tod seien nicht selten die Konsequenz. (APA, 11.9.2013)