Wien – Kathrin Zechner ist entspannt. Dies sei "eine glückliche Woche", sagt die ORF-Fernsehchefin. Die Wahlkonfrontationen erfreuen sich anhaltenden Publikumsinteresses. Michael Spindel­egger (VP) und Heinz-Christian Strache (FP) sahen Montag 841.000, Werner Faymann (SP) und Eva Glawischnig (Die Grünen) 751.000. Weitere Gründe für Zufriedenheit: Vergangenen Mittwoch erlebte mit "Under the Dome" endlich wieder eine US-Kaufserie eine respektable Premiere.

Die Aussicht auf ein ereignisreiches Programmjahr trägt ebenfalls zur Frohstimmung der Fernsehchefin bei. Nationalratswahl im Herbst und 2014 Olympische Win­terspiele, Fußball-WM und Formel 1 in Österreich: Das Quotenziel dürfte zu erreichen sein. Und so stellt Zechner am Dienstag ein kompaktes Programmpaket unter dem Motto "Marken stärken" und "Neues ausprobieren" vor:

  • Marken stärken Viel im Programm liest sich unter dieser Vorgabe: "Schnell ermittelt" in Spielfilmlänge, die fünfte Ausgabe des Weinviertelkrimis "Polt". Fortsetzungen von "Die große Chance" und "Dancing Stars", wenn auch mit nur zehn Runden statt zwölf. Mittwoch-Dokusoaps "Die härtesten Jobs" und "Undercover Boss" sind geplant und neue Folgen von "Cop­Stories". Sogar "Kommissar Rex" ermittelt wieder – mit einem Gastauftritt von Hermann Maier. Wolfgang Murn­bergers beliebte Seniorencombo kommt in "Life Is Life" einen zweiten Teil. Noch eine Chance bekommt auch Robert Kratky: Im Talk war der Ö3-Moderator glücklos, im Jahresrückblick soll er wie im Radio Ahnungslose am Telefon narren. Ve­ra Russwurm talkt wieder im Hauptabend.
  • Neues probieren Damit war die Fernsehchefin bisher mäßig erfolgreich, siehe die Show mit Stermann/Grissemann. Insofern dominiert auch hier Sicherheitsdenken: "BÖsterreich" verspricht verlässlich Spaß mit Nicholas Ofczarek und Robert Palfrader, ebenso "Herr Ostrowski sucht das Glück". Dokus auf ORF 1 als Themenabend sind neu, etwa zum Kinostart des Niki-Lauda-Films.
  • Große Ereignisse abseits vom Sport: Schwerpunkte zu Erstem Weltkrieg und 1934, Hugo Portisch präsentiert in ORF 3 "Österreich II" überarbeitet. Iris Berben spielt im Film über den Wagner-Clan, Cornelius Obonya in "Sarajevo".
  • Serieneinkäufe Serienkiller kommen im Doppelpack: Kevin Bacon ist einem blutrünstigen Messerwetzer in "The Following" auf der Spur. Wie Norman Bates wurde, was er bei Hitchcock später war, zeigt "Bates Motel".

Zwei bis drei Millionen bei Dokus, 15 Millionen bei Fiction sind zu sparen, wenn der ORF die Gebührenabgeltung nicht bekommt. Der ORF hofft auf 30 Millionen Euro. Bleibt es beim Nein der neuen Regierung, gibt es ab Mitte 2014 laut Zechner ein "Loch in der Filmwirtschaft", deren Auftraggeber der ORF ist. Schon jetzt legt der Gebührenfunk den Sparstift bei "Science Busters" an. Ebenfalls keine neuen Folgen gibt es vorerst von "Wir Staatskünstler". Die zwei letzten stehen im Herbst auf dem Programm. Beim "Song Contest" tritt Conchita Wurst für Österreich ohne Vorentscheidung an. Kommt kein Geld, müsse bei Sport plus "hart reduziert" werden, kündigt Zechner an. Entwickelt wird hingegen eine Weltcup-App. Jene zu Schladming hat die Medien­behörde jüngst untersagt.

In der Information zählen die Olympischen Winterspiele von Sotschi und die Fußball-WM in Brasilien zu den Höhepunkten. Rund um den 100. Jahrestag des Attentats von Sarajevo und des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs gibt es darüber hinaus einen umfassenden Programmschwerpunkt mit zahlreichen Dokumentationen, Kulturveranstaltungen und dem starbesetzten historischen Andreas-Prochaska-Thriller "Sarajevo".

Foto: ORF/LOOKS Film & TV Produktionen/Susanne Schiebler

Am 26. Oktober startet auf ORF III die technisch und inhaltlich auf den neuesten Stand gebrachte Dokumentationsreihe "Österreich II" von Hugo Portisch. Ebenfalls am Nationalfeiertag im Programm: ein Hohe Tauern-"Universum" mit Hermann Maier auf ORF 2. Und in ORF eins sollen künftig anlassbezogen drei bis vier Dokumentationen pro Jahr laufen. Den Anfang macht anlässlich des Kinostarts des Lauda-Movies "Rush" die Doku "Das Duell Niki Lauda gegen James Hunt".

Foto: ORF/Günther Pichkostner

Im Film- und Seriengenre startet der ORF ab 1. Oktober die siebenteilige Event-Serie "Janus". Alexander Pschill begibt sich als forensischer Psychologe auf "Spurensuche mit Thrill-Garantie", beschreibt der ORF die Handlung. Und Harald Krassnitzer geht neben seinen Auftritten als "Tatort"-Kommissar künftig als "Paul Kemp" auch unter die Mediatoren. Die Serienmarken "Vier Frauen und ein Todesfall", "Soko Kitzbühel" und "Soko Donau" sowie "Cop Stories" werden mit neuen Staffeln fortgesetzt, Angelika Schnell ermittelt wieder zweimal in Spielfilmlänge.

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Im Dezember zeigt der öffentlich-rechtliche Sender einen neuen Fall aus der Filmreihe "Spuren des Bösen". 2014 kehrt dann nicht nur "Kommissar Rex" zurück, sondern es startet auch die ersten drei Landkrimis "Steirerblut" von Wolfgang Murnberger, "Die Frau mit einem Schuh" von Michael Glawogger und "Alles Fleisch ist Gras". Die neue Reihe soll nach und nach alle neun Bundesländer kriminaltechnisch abdecken.

Foto: ORF/LOTUS Film/Petro Domenigg

Neben den traditionellen Hollywoodblockbustern zeigt der ORF in den kommenden Monaten auch Michael Hanekes Oscar-gekröntes Meisterwerk "Amour", Ulrich Seidls "Paradies: Liebe" sowie die französische Arthouse-Erfolgskomödie "Ziemlich beste Freunde".

Foto: ORF/Wega Film/Films du Losange

Im Unterhaltungsprogramm startet am Freitag die dritte Staffel der "Großen Chance", Robert Kratky präsentiert auf ORF eins in Kooperation mit Ö3 die Jahresrückblickshow "2013 Backstage", und im Frühjahr gibt es wieder eine Reihe "Dancing Stars". Im Mai steht der "Eurovision Song Contest" auf dem Programm, an dem der ORF mit Conchita Wurst teilnehmen wird. "Eine spannende Persönlichkeit mit einer Wahnsinnsstimme und eine gute Lösung", so Zechner.

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"Willkommen Österreich" mit Stermann und Grissemann feiert im April 2014 seine 250. Ausgabe. Neu in die Dienstagnachtschiene kommen Nicholas Ofczarek und Robert Palfrader mit "BÖsterreich" sowie Michael Ostrowski mit "Herr Ostrowski sucht das Glück". Palfrader steht darüber hinaus mit drei weiteren "Wir sind Kaiser"-Ausgaben auf dem Programm. Neue Folgen der "Science Busters" sowie der "Staatskünstler" sind indes 2014 aus Budgetgründen vorerst nicht geplant. Zechner will aber mit beiden Teams weitermachen und überlegt "Specials". (Doris Priesching, APA, 11.9.2013)

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