In Wien kam es am Sonntagnachmittag zu einem gut besuchten "privaten Spaziergang für Freunde der Architekturfotografie" rund um einen angeblichen Horchposten des US-Geheimdiensts NSA in der Pötzleinsdorfer Straße.

Die schlossartige Villa mit Park, die offiziell der US-Botschaft in Wien gehört, geriet in den vergangenen Tagen in den Blickpunkt des Interesses, als sie unter anderem von Grünen-Politiker Peter Pilz als NSA-Sitz "geoutet" wurde.

"Ein Spaziergang ist auch ein Zeichen"

Laut Einträgen in diversen sozialen Netzwerken und Blogs war die Villa in Wien-Währing bereits das Ziel von "Spaziergängern", die ihre Erlebnisse mit Polizisten und Sicherheitsleuten der US-Botschaft beschreiben, von denen sie angehalten und zur Ausweisleistung aufgefordert wurden. Als Antwort auf diese Datenweitergabe organisierte der Kommunikationsberater und Politaktivist Rudolf Fußi den Spaziergang. "Ein Spaziergang ist auch ein Zeichen", sagte Fußi zum WebStandard, es sei "untragbar, dass die Polizei nicht unsere Daten schützt, sondern jene, die unsere Daten missbrauchen".

Kritik an Innenministerium

Pilz berichtete den gut gelaunten Spaziergängern von Beobachtungen der Anrainer. Vor Jahren seien hier noch viel mehr Antennen und Kameras installiert gewesen. Das "Open Source"-Zentrum befinde sich auf einem 4.700 Quadratmeter großen Areal, das 1961 von der US-Botschaft gekauft worden sei. Laut US-Botschaft werden in dem Gebäude "öffentliche Quellen" - also Open-Source-Quellen - ausgewertet. Auf einer offiziellen Liste von US-Einrichtungen scheine die Villa jedoch nicht auf. Für den grünen Sicherheitssprecher handelt es sich deshalb um ein "normales ziviles Gebäude", eine Bewachung durch Beamte des Innenministeriums sei daher "eindeutig illegal". 

"Amerikanische Bananenrepublik"

Die Weisung, Personen vor der Villa erkennungsdienstlich zu behandeln, auch wenn keine Gefahr besteht, wurde laut Pilz aufgehoben. Diese galt bis zum Vortag. Pilz schließt daraus: "Das Innenministerium versucht sich aus der Affäre zu ziehen. Man bekommt den Eindruck, wir leben in einer amerikanischen Bananenrepublik, die USA geben einen Befehl, und die österreichischen Beamten sind sofort im Einsatz."

200 Hobby-Fotografinnen und -Fotografen

Unter großem Medienandrang spazierten geschätzte 200 Freundinnen und Freunde der Architekturfotografie durch die Pötzleinsdorfer Straße - nach Polizeiangaben waren es 100. Ihre zahlreichen Aufnahmen finden sich in sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #nsavilla. Die Polizei hielt sich im Hintergrund. (Markus Sulzbacher, derStandard.at, APA, 8.9.2013)

Der Initiator des Spaziergangs, Rudolf Fußi (re.), mit den Grünen-Politikern Peter Pilz (li.) und Michel Reimon (Mitte).

Foto: derStandard.at/sum
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Der angebliche NSA-Horchposten in sonntäglicher Idylle.

Foto: derStandard.at/sum
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