Bringen Ordnung in die Sammlung: Heinz Angerlehner (li.) und Museumsdirektor Peter Assmann.

Foto: Museum Angerlehner

STANDARD: Sie stecken mitten in den Vorbereitungen zur Eröffnung - wer hat denn nun zugesagt?

Angerlehner: Es kommen alle, der Bundespräsident, alle. Ich musste viele schon wieder ausladen, wir können ja keine 1.000 Menschen im Haus unterbringen.

STANDARD:  Wie viel Ihrer Zeit hat denn der Bau in Anspruch genommen?

Angerlehner: Na ja, ich habe mich in der letzten Zeit sehr viel um das Museum gekümmert. Die letzten drei Jahre muss man sagen; seit der Ausschreibung des anonymen Architektenwettbewerbs. Eigentlich ist alles relativ schnell gegangen. Ich war aber auch dahinter wie der Teufel. Ich bin eben ein sehr genauer Mensch und habe natürlich mitgeplant. Ich bin ja mit Leib und Seele Sammler und freue mich, dass meine Kunst jetzt eine Heimat gefunden hat.

STANDARD:  Dazu ein Schaulager beachtlichen Ausmaßes: hinter Glas und gleich neben dem Eingang. War das auch Ihre Idee?

Angerlehner: Immer, das war immer meine Idee, ich wollte so ein Schaulager in der gesamten Länge, sodass man die Leute neugierig macht.

STANDARD:  Man darf also durchaus zeigen, was man hat?

Angerlehner: Man kann zeigen, was man hat. Aber wir beabsichtigen ja nicht, Besucher ins Schaulager zu lassen. Welchen Eindruck haben Sie eigentlich vom Haus, ganz ehrlich?

STANDARD:  Ich mag die Eleganz des Gebäudes, und ich finde einen anderen Blick auch sehr schön: auf ein Fenster gegenüber vom Eingang, das in die Au weist.

Angerlehner: Ja, das ist wie ein Bild, nicht wahr? Ich musste ein Grundstück und ein Haus kaufen, um die Zugänge über die Traun und einen Bach zum Museum möglich zu machen. Sie können sich nicht vorstellen, wie viel Geld ich in die Hand nehmen musste, um das so zu gestalten, dass es schön aussieht. Das hat so wild ausgeschaut, jetzt ist es ordentlicher. Ich lass den Zaun noch reparieren.

STANDARD:  Zu viel Wildheit sollte bei Ihnen also nicht herrschen?

Angerlehner: Na, Wildheit ... es muss trotzdem seine Ordnung haben. Die Künstler können schon wild sein. Am Kunstwerk, Sie verstehen? Wenn wir einmal eine Sommerakademie oder etwas Ähnliches veranstalten, können die Künstler schon wild sein, beim Arbeiten. Trotzdem muss danach wieder zusammengeräumt sein.

STANDARD: Wie haben Sie Ihre Sammlung zusammengetragen? Sie haben einen kauffreudigen Ruf.

Angerlehner: Ich habe Künstler unterstützt. Es gibt ja hervorragende junge Künstler, die würden sonst in der Versenkung verschwinden. Aus diesem Grund habe ich immer Junge favorisiert. Die alten Guten, die kennt man eh - Prachensky, Hollegha und so weiter -, die hab ich natürlich auch in der Sammlung.

STANDARD:  Sie kaufen auch viele frühe Werke dieser "alten Guten".

Angerlehner: Das war mir immer wichtig: zu sehen, wie die Arrivierten früher gearbeitet haben. Ich möchte keine Momentaufnahme, ich möchte sehen, wie die Künstler sich entwickelt haben. Wie sie ihre Authentizität erlangt haben. Die Erkennbarkeit. Warum sie sich von den anderen abheben.

STANDARD:  Und da gehen Sie ins Atelier und sagen: Das gefällt mir oder das gefällt mir nicht?

Angerlehner: Schauen Sie, ich hab das irgendwie im Blut und im Gefühl. Auch als Unternehmer habe ich oft einschätzen müssen, ob ich dem Kunden trauen darf. Es sind viele entscheidende Faktoren - sowohl in der Kunst als auch im Geschäft, mein Gespür als Unternehmer habe ich bewiesen.

STANDARD:  Sind Sie ein Mäzen?

Angerlehner:  Nein, Mäzen - der Begriff gefällt mir überhaupt nicht. Ich bin nicht der Typ. Ich mag auch die Fragen nicht, wie viele Kunstwerke ich habe. Ich will nicht prahlen, sondern sage immer: mehr als 1.000, weniger als 5.000. Auch die Frage danach, wie viele Millionen das Ganze gekostet hat, beantworte ich stets so: Ja, ein paar Millionen hat das schon gekostet.

STANDARD:  Selbst wollten Sie nie als Künstler tätig sein?

Angerlehner:  Ich hatte nie die Zeit dazu. Als 70-Jähriger fang ich auch nicht mehr damit an. Wenn das Museum eröffnet ist, möchte ich Zeit für mich finden, den Stress hält man ja nicht ewig aus. Ich habe privates Geld und ebenso private Zeit investiert. Das sind Zwölf-Stunden-Tage, und ich bin auch am Wochenende im Büro. Ich möchte ja alles ordentlich haben, kann aber auch nichts wegschmeißen. Das bedeutet, ich muss immer alles anschauen, und erst wenn es wirklich nicht mehr wichtig ist, werfe ich es weg. Ein Sammler - der haut nichts weg. Und das bedeutet Arbeit.

STANDARD:  Stimmt das, dass Sie früher gerne mit einem Glas Wein vor einem Ihrer Bilder saßen und es in aller Ruhe betrachteten?

Angerlehner: Ich habe mir von einem Tischler einen Wagen machen lassen, darauf habe ich das Bild gestellt, mich hingesetzt und es mir angeschaut. Immer wieder. Das ist schon schön.    (Wiltrud Hackl, DER STANDARD, 7./8.9.2013)