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Greenpeace betont nun: Wird Schlacke aus der Stahlproduktion im Straßenbau eingesetzt, spart dies beim Einsatz anderer Baumaterialien - deren Produktion die Umwelt belastet.

Foto: AP/UWE LEIN

Wien - Die Vorwürfe waren heftig und massiv: "Unsere Straßen werden mit Abfall gepflastert!", warnte der Umweltdachverband seit Ende 2012. Denn: "Mit Schwermetallen belastete Schlacke findet im Straßenbau großflächig Verwendung", und diese "skandalöse Praxis" müsse schnellstens beendet werden.

Mehr noch: "Die Beimengung von Hochofenschlacke mit dem höchst krebserregenden Chrom in den Asphalt bringt eine noch nie da gewesene flächendeckende Vergiftung Österreichs", wetterte Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Umweltdachverbandes, im "Profil". Der öffentlichen Hand würden Folgekosten in Millionenhöhe drohen - und außerdem wurde seitens des Umweltdachverbandes der "Verdacht auf Abgabenhinterziehung" durch die Voest erhoben: Genannt wurden zehn Millionen Euro jährlich.

Einsatz von Stahlschlacke untersagt

Seitens der Voest Alpine verwies man auf Zertifikate, die die Unbedenklichkeit der Schlacke bestätigen würden. Aber die Politik reagierte: Bundesländer wie Niederösterreich und Wien untersagten den Einsatz von Stahlschlacke im Straßenbau - und Umweltminister Nikolaus Berlakovich (VP) verordnete eine Nachdenkpause.

Da wandten sich Voest und Asfinag an Greenpeace und baten um Stellungnahme. Die Umweltschützer forschten nach und fanden zunächst einmal - nichts. In der österreichischen und internationalen Literatur gab es "keinerlei Hinweise auf eine mögliche Umweltgefährdung durch Chrom-VI", das laut Umweltbundesamt in hohen Dosen in der LD-Schlacke aus dem sogenannten Linz-Donawitz-Verfahren schlummere.

"Wir haben daher vorgeschlagen, dass die Asfinag eine Studie beim Umweltbundesamt in Auftrag gibt - deren Durchführung von uns streng überwacht würde", berichtet Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit.

Verblüffendes Studienergebnis

Das Ergebnis dieser Studie liegt nun dem STANDARD exklusiv vor. Und ist höchst verblüffend. Denn nicht nur, dass in der LD-Schlacke lediglich sehr geringe Belastungen durch Chrom-VI gefunden wurden: Andere Baustoffe wie Zement enthalten sogar mehr Chrom-VI als LD-Schlacke.

"Untersucht wurden zehn Muster von LD-Schlacke sowie vier Straßenbohrkerne", erläutert Greenpeace-Experte Herwig Schuster. Von diesen vier Bohrkernen hatten je zwei LD-Schlacke intus - und zwei keine.

Schwerpunkt der Untersuchung war, wie viel Chrom-VI in den Proben gefunden wurde - aber sie wurden sicherheitshalber auch auf andere giftige Schwermetalle untersucht.

Irrelevante Belastung

Wie erwartet, wurde in allen Proben Chrom-VI gefunden. Allerdings nur in sehr geringem Ausmaß - nämlich deutlich weniger als 0,1 Milligramm pro Kilo. Der Umweltdachverband hatte hingegen gewarnt, dass die Schlacke "einen Schwermetallgehalt von 1360 bis 5000 mg/kg Gesamtgehalt an Chrom" aufweise.

Von diesen Werten waren die Proben allerdings meilenweit entfernt. Mehr noch: Auch in den Bohrkernen ohne LD-Schlacke wurde Chrom-VI nachgewiesen. In einem war sogar mehr von diesem Schwermetall drinnen als bei einem anderen Bohrkern mit Schlacke.

Kurz: "Eine relevante Belastung des österreichischen Grund- und Trinkwassers" könne daher "mit größter Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden". Auch die Untersuchungen auf andere giftige Inhaltsstoffe "gaben keinen Hinweis auf ein vorliegendes Umwelt- oder Gesundheitsproblem".

Greenpeace warnt jetzt sogar, dass die Produktion von alternativen Baumaterialien (Hartgestein) zu großen Umweltbelastungen führen würde - wie Landschaftsverbrauch oder Energiebedarf für die Gesteinsproduktion. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 7./8.9.2013)