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Kinderarbeit ist einer der Gründe, warum Österreicher bestimmte Produkte nicht kaufen.

Foto: AP/Frayer

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Grafik: APA

Wien - Die überwiegende Mehrheit der Österreicher gab bei einer Umfrage an, aus moralischen Gründen Produkte und Dienstleistungen von bestimmten Unternehmen nicht zu kaufen. Zu den Gründen für den Produktboykott zählen in erste Linie Kinderarbeit, die Schädigung der Umwelt, schlechte Arbeitsbedingungen und Entlohnung sowie die Produktion in Ländern, die Menschenrechte nicht achten.

Insgesamt gaben 78 Prozent von 600 vom Sora-Institut im Auftrag der Telekom Austria repräsentativ befragten Österreichern über 16 Jahre an, bestimmte Produkte aus moralischen Gründen zu boykottieren. Frauen (83 Prozent) tun dies nach eigenen Angaben häufiger als Männer (72 Prozent), ältere Personen häufiger als junge. Das bewusste Meiden von Produkten ist also kein Verhalten der jüngeren Generation alleine.

Gleichzeitig fühlen sich die Österreicher mehrheitlich nicht gut über den Umgang der Unternehmen mit Umwelt und Bevölkerung sowie über die Arbeits- und Produktionsbedingungen informiert. Als hauptsächliche Informationsquellen für das sozial verantwortliche Handeln der Unternehmen dient den Befragten die Werbung - im Fernsehen, in Zeitungen und Zeitschriften und dem Internet. Vor allem unter Jüngeren ist das Internet zur wichtigsten Informationsquelle geworden. Das Internet dürfte also in Zukunft eine noch wichtigere Rolle bei der Beurteilung von Unternehmen und deren Produkten und Dienstleistungen spielen.

Sozial verantwortlich

Mehrheitlich (60 Prozent) wird den heimischen Unternehmen aber zugestanden, sozial verantwortlich zu handeln. 77 Prozent sind auch der Meinung, dass die österreichischen Unternehmen im Vergleich zu internationalen Konzernen verantwortungsvoller agieren. Das wird am ehesten dem Lebensmitteleinzelhandel, der Getränkeerzeugung und der Telekommunikationsbranche zugetraut, am wenigsten - angesichts der Wirtschaftskrise wohl nicht überraschend - den Banken und den Öl- und Gaskonzernen.

Staat und Unternehmen sind gemeinsam für soziale Anliegen verantwortlich, meint mit 97 Prozent die überwiegende Mehrheit der Befragten. 83 Prozent kritisieren gleichzeitig, dass sich die Unternehmen zu sehr auf Gewinnmaximierung konzentrieren und die Gesellschaft dabei außer Acht lassen.

Der Einfluss der Unternehmen auf die Gesellschaft wird laut einer Eurobarometer-Umfrage von zwei Drittel der Österreicher positiv gesehen. Im EU-Schnitt sehen dies nur 52 Prozent so, in einigen Ländern wie Italien, Ungarn oder Griechenland noch deutlich weniger, so Sora-Chef Christoph Hofinger.

Eher skeptisch zeigen sich die Befragten in ihrer Einschätzung, ob Unternehmen in den kommenden zehn Jahren mehr Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen werden. 51 Prozent halten das für wenig bis gar nicht wahrscheinlich. Unentschieden ging die Frage aus, ob Gewinnstreben und soziales Engagement in zehn Jahren kein Widerspruch mehr sein werden.

Die wichtigsten Kriterien für ein erfolgreiches Unternehmen sehen die Befragten in der Qualität der Produkte (86 Prozent Zustimmung), dem Kundenservice und der fairen Behandlung der Beschäftigten (jeweils 81 Prozent), sowie der Rücksicht auf die Umwelt (75 Prozent) und der klaren Information in Medien (63 Prozent). (APA, 5.9.2013)