Blick auf Maalula, das im Qalamun-Gebirge eingebettet liegt.

Foto: Stefan Binder (c)

Das Kloster Mar Taqla (Sankt Thekla) in Maalula.

Foto: Stefan Binder (c)

In Friedenszeiten suchte eine große Anzahl an Sprachforschern Maalula heim, jetzt stehen Rebellen vor den Toren der aramäischen Enklave in Syrien. Oppositionsangaben zufolge rücken jihadistische Kämpfer gegen das historische christliche Dorf in der Nähe der Hauptstadt Damaskus vor.

Ein online veröffentlichtes Video zeigt, wie Rebellen über Funkgeräte miteinander sprechen, der Kameramann sagt: "Allahu Akbar, die Befreiung des Checkpoints Maalula." Die Authentizität des Videos kann nicht verifiziert werden, jedoch sagte eine Einwohnerin des Ortes gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass Kämpfer der radikalislamischen Al-Nusra-Front das Dorf angegriffen hätten. Die Frau hat sich nach eigenen Angaben im Kloster Mar Taqla verschanzt und wollte namentlich nicht genannt werden.

Aramäische Enklave

Maalula, knapp 60 Kilometer außerhalb von Damaskus gelegen, ist eine der bekanntesten christlichen Stätten Syriens. Der rund 2.000 Einwohner zählende Ort gehört zu den letzten Enklaven der Welt, in denen Aramäisch - die Sprache, in der auch Jesus von Nazareth kommunizierte - verwendet wird. Der heute in Maalula gesprochene neuwestaramäische Dialekt entspricht jedoch nicht dem Aramäisch, das vor 2.000 Jahren gesprochen wurde. Die Sprache gilt als akut vom Aussterben bedroht und wird neben Maalula nur noch in den beiden noch kleineren Dörfern Bakhaa und Jubbaadin gesprochen.

Die Einwohner Maalulas gehören mehrheitlich der griechisch-katholischen Kirche an, doch der Ort ist Pilgerstätte für Christen fast aller Konfessionen der Region, da sich dort einige der ältesten frühchristlichen Stätten befinden. Trotz seiner bescheidenen Größe befinden sich in Maalula zahlreiche Klöster, Kirchen und Schreine, darunter auch  Mar Tarqla (St. Thekla, griechisch-orthodox) und Mar Sarkis (St. Sergius, griechisch-katholisch), das älteste Kloster Syriens.

Beliebtes Ausflugsziel

Seine zahlreichen Sakralbauten hat Maalula - aramäisch für "Eingang" - einer Überlieferung zu verdanken, die das religiöse Erbe des Ortes widerspiegelt. Thekla, die vom Apostel Paul missioniert wurde, floh demnach aus ihrem Haus in der heutigen Türkei, nachdem sie von ihren seleukidischen Eltern wegen ihres Übertritts zur christlichen Religion verfolgt wurde. Als sie in Maalula ankam, war ihr Weg der Überlieferung zufolge von Bergen blockiert. Sie betete und das Felsmassiv teilte sich in Zwei.

Im Sommer ist Maalula ein beliebtes Ausflugsziel vor allem für Damaszener, da das Dorf mitten in der Felslandschaft des Qalamun-Gebirges liegt und somit Abkühlung und Erholung von der Hitze und Hektik der Großstadt bietet. (Stefan Binder, derStandard.at, 5.9.2013)