Das Jugendmagazin "Eva".

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Cengiz Kulac ist Bundessprecher der Jungen Grünen.

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Ausgerechnet die Jungen Grünen, die Jugendorganisation der Grünen, werden das Jugendmagazin "Eva" ihrer Partei nicht unter Erstwählern verteilen. Der Bundessprecher der Jungen Grünen, Cengiz Kulac, empfiehlt auf Twitter dafür die "Rundablage". "Das Magazin ist vielleicht zielgruppengerecht, aber es ist inhaltslos", kritisiert Kulac im Gespräch mit derStandard.at. Damit würden sich die Grünen mit den anderen Parteien in eine Reihe stellen.

"Mir wäre es wichtiger, dass man auch auf die zugeht, die sich für Politik interessieren", sagt Kulac. Die Methode eines Magazins ermögliche keine politische Beteiligung für Jungwähler. Damit würde man "nur zur Verblödung" der Wähler beitragen. Die Jungen Grünen wollen die Jungwähler stärker mit konkreten Themen für sich gewinnen. So fordern sie die kostenlose Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln für Jugendliche. Zudem solle man sich als Partei nach fünf Jahren Wirtschaftskrise mit anderen Themen als mit Mode beschäftigen.

Das sagt die gewollte Zielgruppe zum Magazin

"Zielgruppe wird verfehlt"

Auch Flora Petrik, ebenfalls im Bundessvorstand der Jungen Grünen, kann dem Magazin nichts abgewinnen. "Die Zielgruppe wird verfehlt", glaubt sie. Hefte wie dieses, das sich an der "Bravo" orientiert, würden von 12- bis 14-Jährigen und nicht von den 16-jährigen Erstwählern gelesen. "Außerdem kommen Themen vor, gegen die wir als Junge Grünen eintreten." Konkret kritisiert Petrik, dass Werbung für Make-up gemacht und das herrschende Schönheitsideal untermauert werde.

Junge fühlen sich "verarscht"

"Das Konzept eines Heftes ist gut, aber man sollte sich genauer überlegen, wer das lesen soll", sagt Petrik. Die 16- und 17-Jährigen würden sich "verarscht" fühlen, wenn sie nicht auf Augenhöhe behandelt würden. "Das Heft ist von älteren Leuten gemacht und versucht cool zu wirken, das funktioniert nicht."

"Wenigstens wird etwas gemacht"

David Neuber, Mitglied des Vorsitzteams der überparteilichen Bundesjugendvertretung, sieht das Magazin der Grünen weniger kritisch. "Wir werden sehen, ob das bei den Jungwählern ankommt, es ist ein interessanter Ansatz", sagt Neuber, der auch Vorsitzender der Katholischen Jugend ist. "Wenigstens wird etwas für die Jugend gemacht, das ist sowieso sehr selten."

Wichtig sei nur, dass man bei Werbemitteln für Jugendliche nicht Klischees bediene. "Es besteht die Gefahr, dass vermittelt wird, dass sich Mädchen am ehesten für Party und Nägel interessieren." Beim Magazin der Grünen sei das aber nicht unbedingt der Fall, weil auch über Nachhaltigkeit und Ökologie berichtet werde.

Für Reform des Aufklärungsunterrichts

Wie sollte man Jugendliche nach Meinung der grünen Parteijugend also ansprechen? Die Jungen Grünen führen eine eigene Kampagne für Jungwähler, die sie "I love my vagina" genannt haben. "Wir wollen Tabus aufbrechen und junge Leute dazu bringen, darüber nachzudenken", sagt Petrik. Einige der Forderungen: kostenlose Verhütungsmittel und Abtreibungen und eine Reform des Aufklärungsunterrichts in der Schule. Man müsse den Jugendlichen auch vermitteln, dass sie Forderungen stellen können.

Die Bundesjugendvertretung versucht mit der Kampagne "Du gibst den Ton an" die Jungwähler zu informieren. "Die Jugendlichen wollen vor allem Informationen und weniger Schlagwörter", sagt Neuber. Die Bundesjugendvertretung bietet deshalb einen "Jugendcheck" der Parteien, bei dem die Spitzkandidaten Fragen zur Jugendpolitik beantworten. Bei einer Dialogveranstaltung im Parlament stellen sich Jugendvertreter der Parteien den Fragen von Jungwählern. (Lisa Aigner, derStandard.at, 4.9.2013)