Prag - Der tschechische Vizepremier Petr Mares (liberale Freiheitsunion, US-DEU) will etwa 1,5 Millionen Euro für die Entschädigung von Deutschen bereitstellen. Dieser Vorschlag gelte allerdings nur für jene, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht vertrieben wurden und in Tschechien leben. "Das ist nur eine grobe Schätzung, bisher haben wir darüber nur inoffiziell verhandelt", sagte Mares der tschechischen Zeitung "Hospodarske noviny" (Freitag-Ausgabe).

Das tschechische Kabinett werde in der kommenden Woche entscheiden, ob Mares damit beauftragt werde, einen Plan für die mögliche Entschädigung der deutschen Minderheit zu erstellen, sagte er. Etwa 1.500 Personen seien betroffen. Das Geld für die Entschädigungen solle aus dem deutsch-tschechischen Zukunftsfonds stammen. Dieser 1997 gegründete Fonds wird von Berlin und Prag finanziert.

Wurden von damaligen Behörden nicht gleich wie ihre tschechischen Mitbürger behandelt

Der Grund für die Entschädigung sei, dass jene Sudetendeutsche, die die Tschechoslowakei nicht verlassen mussten, von den damaligen Behörden nicht gleich wie ihre tschechischen Mitbürger behandelt wurden. So wurde etwa die Ausbildung an deutschen Schulen während der NS-Zeit nicht anerkannt. Zudem erhielten die Betroffenen um etwa 20 Prozent niedrigere Löhne, und daher bekommen sie heute niedrigere Pensionen. Während der Ernte-Zeit sollen sie zu Zwangsarbeit genötigt worden sein.

Der tschechische Außenminister Cyril Svoboda (Christdemokrat, KDU-CSL) hatte unterdessen am Donnerstag abgelehnt, dass sudetendeutsche Verbände an den Gesprächen über die Entschädigung der deutschen Minderheit in Tschechien teilnehmen sollten. Tschechien wolle in dieser Angelegenheit selbst entscheiden. (APA/CTK)