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Martha Jane Cannary lebte von 1852 bis 1903.
Foto: Archiv
"Wenn es etwas gibt, was die Welt hasst, so ist es eine Frau, die sich um ihre Angelegenheiten kümmert" so der Leitspruch der berühmten Westernheldin Martha Jane Cannary, die als Calamaty Jane in die Westernwelt eingegangen ist. Rezepiert wird sie als ein "raubeiniges Flintenweib" mit lockerer Moral, das andere Frauen verdrischt und emotionslos war.

Geboren 1852 in Princeton/Missouri als Tochter eines Missionars verlässt sie mit 21 Jahren ihre irische Familie und verbringt ihre Zeit als Landstreicherin im Wilden Westen. Sie trägt Männerkleidung, einen Colt, kaut Tabak und spielt Poker. Als Postkutscherin, Krankenschwester und Gelegenheitsarbeiterin verdient sie ihren Lebensunterhalt.

Einige Jahre lebt sie mit der Westernlegende Buffalo Bill (Wild Bill Hickok) zusammen, mit dem sie eine Tochter - Janey - hat. Diese gibt sie - angeblich ihm zuliebe - zu einer Pflegemutter.

Überlieferung

Der überlieferte Bericht eines Redakteurs stammt aus dem Jahr 1903 und wird in "Rebellinnen. Leben als Austand" zitiert: "Glaubst wohl, ich bin besoffen, mein Junge? Da täuscht du dich aber gewaltig. Calamaty Jane hat schon ganz andere Männer untern Tisch getrunken. ... Calamaty Jane kann nicht nur reiten und schießen, sondern auch schreiben und lesen. Hab´s mir selbst beigebracht und bin stolz drauf. Reich mir doch mal meinen Colt rüber. Vorsicht, das ding ist geladen! Gleich wird dir Hören und Sehen vergehen. ... Siehst du, Calamaty jane trifft immer noch so gut wie früher. Sauber den Flaschenhals durchgetrennt. Was willst du denn für eine Story hören?" Und sie erzählt ihre Geschichte.

Stark und unabhängig

"Ich sag´ dir, die Weiber sind am schlimmsten, die reinsten Giftnudeln. Sie kriegen's einfach nicht in ihre dämlichen Köpfe, dass es Frauen gibt, die stark und unabhängig sind wie ein Mann. Und deshalb war ich auch auf so einen Angeber wie Buffalo Bill nicht angewiesen. Ich bin zu stolz, um mich von jemanden aushalten zu lassen ... ich habe mir jeden Cent mit meiner eigenen Hände Arbeit verdient..."

Selbstbestimmt und einsam

"Stimmt, ich war und bin oft einsam. Gehöre halt nirgendwohin. Nicht zu den Cowboys, den Scouts und auch nicht zu den Siedlerfrauen. Ich hab nie eine Freundin gehabt. Nein, du vorlauter Bengel, zu den Freudenmädchen gehöre ich auch nicht. Du stellst einem aus dem Hinterhalt ganz schön unverschämte Fragen. Du bist wie alle anderen. Jeder Mann, mit dem ich spreche, beschuldigt mich, ein unmoralisches Flittchen zu sein ... Wen, zum Teufel, geht es denn an, ob ich mit einem Mann schlafe, der mir passt. Und wenn der mir ein paar Dollar dafür geben will, wäre ich ja blöd, die nicht zu nehmen."

Aggressiv und ...

"Ob es wahr ist, dass ... ich die Drecksweiber verprügelt habe? Klar, aber meine Sicht der Dinge hört sich natürlich niemand an. Es fing nämlich an, dass die tugendhaften Weiber von Deadwood ... beschlossen hatten, mich aus der Stadt zu jagen. vorher wollten sie mir noch die Haare scheren ... Denen habe ich die Rechnung auf meine Art hemacht ... Einer dieser Hündinnen habe ich die alten schwarzen Locken abgeschnitten, und die Peitsche habe ich über ihre Köpfe knallen lassen..."

... sentimental

Über die Adoption ihrer Tochter: "Um ihn (Bill) nicht zu kränken, ließ ich Janey von meinen Freunden Jim und Helen O'Neil adoptieren. Sie waren gut zu ihr, haben sie wie ihr eigenes Kind geliebt. Trotzdem wollte ich nichts anderes als sie, meine süße Janey. Es ist mein großer Kummer, den ich all diese Jahre mit mir herumschleppe".

Wenn nicht die Briefe an ihre Tochter gefunden woren wären, hätte alleine das Klischee vom raubeinigen Flintenweib überlebt.

Kurz vor ihrem Tod notierte sie: "Ich nehme viele Geheimnisse mit mir, Janey. Was ich bin und was ich hätte sein können ... Es gibt da etwas, was ich dir beichten sollte, aber ich kann einfach nicht. Ich werde es mit ins Grab nehmen - vergib mir und bedenke, dass ich einfach einsam war."

1903 starb Calamaty Jane einsam in einem schäbigen Hotelzimmer. (dabu)