Wien - Mit einiger Zeitverzögerung, dafür aber umso heftiger reagieren die Grünen auf das sommerliche rot-blaue Techtelmechtel. Grünen-Abgeordneter Peter Pilz attackiert SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer im Standard-Gespräch überaus heftig wegen dessen Annäherungspolitik an die FPÖ.

Peter Pilz: " In diesem Zustand ist die SPÖ derzeit wirklich nicht ernst zu nehmen. Statt mit Konzepten der Regierung entgegenzutreten, verfällt sie in einen dummen Populismus. Das ist wirklich ein Problem, denn so kann man die politische Wende nicht vorbereiten. Das, was Alfred Gusenbauer jetzt aufführt, ist sicher keine Empfehlung für Rot-Grün."

Gusenbauer habe eine "politische Schamgrenze" durchbrochen. Der SPÖ-Chef habe "das Dümmste, das in der Innenpolitik in den letzten Jahren passiert ist", zu verantworten, da er die "schon am Boden liegende FPÖ wieder hoffähig gemacht hat". Er sei "tief enttäuscht" von Gusenbauer. Pilz: "Ich habe Alfred Gusenbauer überschätzt. Ob Spargel mit Haider oder Hackbraten mit Ewald Stadler: Es ist momentan alles drinnen. Er hat die SPÖ zu einem Durchhaus gemacht. Am liebsten hätte er drei Schlafzimmer für drei Affären. Das alles ist schon unsittlich."

Lange Zeit habe die SPÖ mit den Grünen durchaus eine gemeinsame sachliche Basis gehabt. Diese sehe er schwinden. Pilz: "Die jüngste Entwicklung in der SPÖ wirkt sich natürlich auf unsere Beziehungen zur SPÖ fundamental aus. Die SPÖ ist jetzt eine gleichwertige Option wie die ÖVP. Sie ist um nichts verlässlicher, um nichts grundsatztreuer als die ÖVP.

Ich rechne mit baldigen Neuwahlen, und da sind wir Grünen gut beraten, ohne Vorurteile unsere künftigen politischen Partner zu wählen. Beide sind bereit, mit Haider alles zu machen. Wir sollten auch keine Präsidentschaftskandidaten der anderen Parteien unterstützen. Warum auch?" (DER STANDARD, Printausgabe, 1.8.2003)