Ein lustiges Kerlchen: Jeffrey Lewis, der in seinen Songs auch gerne einmal Geschichtsunterricht erteilt.

Foto: Chelsea

Die Kategorisierung "Antifolk" scheint zuletzt ein wenig aus der Mode gekommen zu sein. Dem New Yorker Jeffrey Lewis macht eine derartige Einordnung allerdings ohnehin keine Probleme. Der 37-Jährige aus der Lower East Side studierte Literatur, seine Abschlussarbeit schrieb er über die Graphic Novel Watchmen. Bis heute zeichnet und publiziert er selbst regelmäßig Comics. Zudem verfasste er für die New York Times sowie den britischen Guardian Texte.

Das andere Standbein ist die Musik, mit der er Ende der 1990er-Jahre in den Antifolk-Cafés begann: Lo-fi-Krach, melancholisch-komische Geschichten über die Zumutungen der Welt und das prekäre Künstlerdasein, über Scheitern, Altern usw. Dazu die Nähe zur Punk-/Trashästhetik, vor allem aber zur Beatnik-Szene der 1950er-/1960er-Jahre.

In seinen Songs gibt Lewis gern Geschichtsunterricht, die Themen kreisen oft um Persönliches: A Brief History Of Communism Part I - III "erklärt" die Oktoberrevolution, sein Plattenlabel wird in A History Of Rough Trade Records behandelt. Eine Art musikalisches Manifest ist das achtminütige A Complete History Of Punk, in dem der Crass-Fan die Ahnengalerie des Punk mit dem New Yorker Beatnik Harry Smith beginnt und neben den üblichen Verdächtigen (Velvet Underground, The Stooges, Patti Smith usf.) Außenseiter wie David Peel oder Holy Modal Rounders würdigt.

Wenig verwunderlich, dass Lewis mit dem Geiger/Gitarristen von Letzteren, Peter Stampfel, auf dem Album Come On Board (2011) zusammenarbeitete. Demnächst wird eine weitere Gemeinschaftsplatte erscheinen, bis dahin tourt er noch mit Bassistin Isabel Martin und Schlagzeugerin Heather Wagner als Jeffrey Lewis & The Rain durch Europa. Am Mittwoch findet die einzige Österreich-Show im Wiener Chelsea statt. (dog, DER STANDARD, 3.9.2013)