Wien - Für Forschungen zur Tibetischen Medizin erhält Stephan Kloos vom Institut für Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) einen hochdotierten EU-Förderpreis. Er wird vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem mit 1,5 Millionen Euro dotierten "Starting Grant" ausgezeichnet. Der Medizin-Anthropologe will damit die Entstehung und Dynamiken einer transnationalen Medizin-Industrie in Indien, China, Bhutan und der Mongolei erforschen, teilte die ÖAW am Montag mit.

Die vor allem fernöstlich geprägte "traditionelle Medizin" hat sich zu einer lukrativen und hoch innovativen Industrie entwickelt, über deren Auswirkungen aber nur wenig bekannt ist. "Das aktuelle Projekt ist die weltweit erste umfassende interdisziplinäre Studie, welche anhand des Beispiels der Tibetischen Medizin gezielt Einsichten in die globale 'traditionelle' Pharmaindustrie liefern wird", erklärte Kloos.

Interdisziplinärer Ansatz

Ziel des Projekts ist eine ethnographische Beobachtung und Analyse der komplexen Industrie - von Medizininstituten über Pharmaproduzenten und Heilkräutermärkte bis zu Arzneimittelbehörden - als Gesamtphänomen. "Besonders thematisiert werden dabei die Zusammenflüsse von Wissenschaft und Religion, Ethik und Politik und Kapitalismus und Kultur, welche nicht nur die traditionelle Pharmaindustrie, sondern auch weite Teile der globalen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik prägen", so der Wissenschafter.

Stephan Kloos studierte an der Uni Wien Sozialanthropologie, absolvierte 2010 sein PhD-Studium in Medizinanthropologie an der University of California in Berkeley und San Francisco (USA), und ist seit 2011 am Institut für Sozialanthropologie in Wien tätig. Für die ÖAW ist es insgesamt der 21. ERC-Förderpreis, der an ihren Forschungseinrichtungen durchgeführt wird. (APA/red, derStandard.at, 2. 9. 2013)