In der Ausstellung "Bike your dream" zeigen acht Künstler ihren Zugang zum Fahrrad

Kunst und Fahrrad können eine harmonische Verbindung eingehen - ganz natürlich, ohne zwänglerische theoretische Konstruktionen. Das beweist der Künstler, Radfahrer und Kurator Klaus Dieter Zimmer, der sich seit mehr als einem Jahrzehnt den möglichen Schnittstellen widmet. Gemeinsam mit dem ebenso radbegeisterten Künstler Christoph Schirmer, den er beim Mountainbiken auf dem Hermannskogel kennenlernte, ging er der Frage nach: "Wie können wir eine thematische Ausstellung machen?"

Die beiden begannen ihre Idee nach außen zu kommunizieren. Es dauerte nicht lange, und ein Kollektiv von acht Künstlern war zusammengetrommelt: Wolfgang Burtscher, Rainer Ganahl, Michael Gumhold, David Moises, Daniel Kraut, Peter Sandbichler sowie Schirmer und Zimmer selbst. Zum guten Gelingen der Ausstellung trug auch die Gründung der Online-Plattform Gruppettostylaz bei, die Kunstschaffenden und/oder Radfahrenden die Möglichkeit für Austausch und Selbstpräsentation bietet.

Das Ergebnis dieser Kooperation fahrradinteressierter Künstler ist ab 3. September, unter dem Titel "Bike your dream" im Projektraum Viktor Bucher in Wien-Leopoldstadt zu sehen. Ein Ausgangspunkt für die künstlerische Auseinandersetzung mit Fahrrad und Radfahren sind die zunehmend ineinanderfließenden Grenzen zwischen Stadt und Land.

An den Schnittstellen und Rändern der Urbanität entwickelt sich eine Eigendynamik; sei es im Sinne von Wohnsilos, Shoppingmalls, Fortbewegungsmittel oder Freizeitkultur. In den Städten selbst finden demgegenüber vermehrt Outdooraktivitäten statt.

Künstler als Seismografen

Ebenfalls im Fokus der Ausstellung stehen die technische und gestalterische Weiterentwicklung des Fahrrads und seines Umfeldes in den vergangenen Jahrzehnten sowie die themenspezifische mediale Berichterstattung.

"In mittlerweile unzähligen Magazinen werden Produkte rund um das Radfahren angepriesen und von der Community aufgenommen", sagt Zimmer, "auch Künstler beobachten diese Trends." Einige von ihnen beschäftigen sich ausschließlich in ihrer künstlerischen Produktion mit dem Thema Cycling, einige sind auch selbst aktiv in ihrer Freizeit mit dem Fahrrad, Mountainbike oder Singlespeed-Bike unterwegs. (Eva Tinsobin, derStandard.at, 3.9.2013)

Kunst & Fahrrad: Zur Ansichtssache

Daniel Kraut ist Geograf und im Bereich der Streetart angesiedelt. Im Rahmen der letzten Wasserbiennale Fürstenfeld 2012 beschäftigte er sich in einer wissenschaftlichen Arbeit mit den urbanen Geländeformen im Feistritztal - zum Nutzen für Freerider und Downhiller. Die auffallenden Grabenlandschaften sind die Folge von Wassererosionen und repräsentieren durch ihren kontinuierlichen Gestaltwandel Orte, die sich jeder effektiven Vermessung verweigern.

Foto: Bike Your Dream

Daniel Kraut baut auch Bikeparks in städtischen Randzonen und kreiert Mode und Accessoires für Biker.

Foto: Bike Your Dream

Ein Statement zum Stillstand der urbanen Fortbewegung: Michael Gumhold lehnt sich an Marcel Duchamps erstes Readymade "Roue de bicyclette" (Fahrradrad) von 1913 an, das im Laufe der Zeit mehrfach persifliert und kopiert wurde und als verschollen gilt.

Foto: Courtesy Georg Kargl Fine Arts, Vienna

Gumhold setzt dieses Readymade im öffentlichen Raum an Fahrradabstellplätzen oder, in stark veränderter Form, wiederum in den Galerieräumlichkeiten ein. Ein Déjà-vu, das einerseits Kunstkennern vorbehalten ist, andererseits als öffentliche Installation Irritationen bei Radfahrern und Passanten hervorruft.

Foto: Courtesy Georg Kargl Fine Arts, Vienna

Peter Sandbichler interessiert sich als Bildhauer für die Ambivalenz seiner Objekte und deren Abweichung, die wiederum durch Veränderungen entstehen. Er baut unter anderem modulare Konstruktionen aus Fahrradtransportkartons. Aus diesem robusten Material entstehen Labyrinthe oder "Walls". Lediglich die aufgedruckten Logos und grafischen Transportanweisungen geben Hinweise auf die ursprüngliche Nutzung des Materials.

Foto: Bike Your Dream

David Moises transformiert Objekte zu neuen Objekten mit anderer Funktion. Mit seinem Ideenreichtum an Umbauten von "Freizeitmaschinen" gilt er als der "Bastler" unter den Künstlern. Für das Tuning seiner Objekte verwendet er oft Abfälle oder Bruchstücke aus dem städtischen Raum. Er baut aus Fahrrädern Stromerzeuger und aus BMX-Rädern Ergometer, oder er motorisiert sie mit selbst gebauten Elektromotoren. Das Erstaunliche ist, dass die Ergebnisse seines Schaffens nicht nur als Objekt faszinieren, sondern auch technisch funktionieren.

Foto: Bike Your Dream

Klaus Dieter Zimmers Installationen beziehen sich auf dokumentarische Aufzeichnungen, die während seiner Aktivität als Künstler, Freerider und Downhiller entstehen. Für seine architektonischen Eingriffe in der Landschaft benutzt er Materialien aus der Natur, wie Baumstämme, Äste, Erde und Holzbretter. Diese "Apparaturen" stehen für die Überwindung von Geländeformen. Der Input sind Zeichnungsserien, Helmkameravideos, Fotos und Installationen, die von der Künstlichkeit, Konstruiertheit und den Fantasien dieser Freizeitentwürfe mitten in der Natur erzählen und sie auf diese Weise zurück in den urbanen Kontext einschleusen.

Foto: Bike Your Dream

Christoph Schirmers Werke sind ein Crossover zwischen Malerei und virtueller, digitaler Welt. Schirmer selbst ist aktiver Mountainbiker, so finden Aspekte von Geschwindigkeit und MTB-Design auch Einzug in seine Bildwelt. Das statisch klare Bild der Realität weicht einem durch Speed gebrochenen Raster. Farbe wird akustisch, erhält einen Sound, der eine plastisch-optisch-dynamische Form annimmt.

Foto: Bike Your Dream

Wolfgang Burtscher dokumentierte auf seiner einjährigen Radtour von Österreich nach Thailand täglich den überfahrenen Untergrund. Der Dreck im abgedruckten Reifenprofil wurde täglich analysiert und dokumentiert, indem er über ein Blatt Papier fuhr. Auf den Blättern notierte er die jeweiligen GPS-Daten und weitere Informationen. Dieses spezielle Logbuch der Mobilität wurde am Institut für Mikrobiologie der Universität Innsbruck ausgewertet. Die so entstandenen Blätter bezeichnet Burtscher als "Tripmarks".

>> Zur Ansichtssache "Trip Marks: Das Profil der Welt"

Foto: Wolfgang Burtscher

Rainer Ganahl widmet sich in seinen Installationen der urbanen Mobilität im Sinne von Lebensqualität für Menschen, die im städtischen Raum leben und arbeiten, und verfasste auch ein eigenes Bicycle-Manifest.

Foto: Rainer Ganahl "Use a bicylce" (Animation, 2008).

>> 2012 konzipierte Ganahl im Tresor der Bank Austria die Ausstellung "I wanna be Alfred Jarry"

Foto: Rainer Ganahl

Bike your dream
Mit Wolfgang Butscher, Rainer Ganahl, Michael Gumhold, David Moises, Daniel Kraut (Futtla Crew), Peter Sandbichler, Christoph Schirmer, Klaus Dieter Zimmer
Konzept: Klaus Dieter Zimmer
Projektraum Viktor Bucher
1020 Wien, Praterstraße 13/1/2
Ausstellungseröffnung am 3.9., 18-22 Uhr
Ausstellungsdauer bis 28.9.
Öffnungszeiten: Di.-Fr. 14-19, Sa. 11–15 Uhr

Foto: Bike Your Dream