Vertauschte Rollen überall, ...

Zeichnung: Mahler

... doch Besserung naht, auch auf der Rückseite.

Zeichnung: Mahler

Man hat ja keine Ahnung, was es alles für Heilmethoden gibt! Der eine probiert's mit der Glückstherapie ("Meine Nummer ist nicht drangekommen" ), der andere versucht sein Glück mit der Lichttherapie ("Reine Energieverschwendung?"). Die Chaostherapie ist nicht ohne Risiken ("Der Therapeut hat meine Unterlagen nicht gefunden"), während der Antipathie-Workshop schnelle Effekte in Aussicht stellt ("Ich hasse die anderen Teilnehmer schon jetzt").

Es ist ein Universum der Verrücktheiten, an das Nicolas Mahler immer wieder anstreift. Es sind Sonderlinge und Einzelgänger, die seinen zeichnerischen Werdegang säumen. Der Mann in der Heizdecke etwa oder Herr Kratochvil, der ein Buch lang durch kahle Landschaften stolpert, oder auch Mahler selbst, im Kampf gegen Preise vergebende Bürokraten, gegen Frau Goldgruber, gegen Kunstprofessor Attersee.

Dieses Universum ist komplexer, als Mahlers Strich es vermuten lässt, der von freundlichen Kritikern als "extrem reduziert" beschrieben wird. Die krakeligen, monochromen Figuren nehmen sich nur ständig zurück, um dem (Wort-)Witz umso mehr Bühne zu geben.

In Frankreich hoch gehandelt

Mahler spielt in einer informellen Oberliga der österreichischen Comics- und Cartoon-Kunst mit Kollegen wie Rudi Klein, Much und Tex Rubinowitz. Sie haben gelegentlich gemeinsam publiziert, bestehen dabei aber bis zum Grantigsein auf ihrer Individualität.

Mahlers Arbeiten sind mittlerweile in mehrere Sprachen übersetzt und werden unter Comics-Kennern in Frankreich und Belgien hoch gehandelt, die Frankfurter Allgemeine zählt zu seinen Auftraggebern, für sie (und für Suhrkamp) hat er mittlerweile Digest-Fassungen etwa der Alten Meister von Thomas Bernhard illustriert.

Und nun findet er: Mein Therapeut ist ein Psycho! Die Rückbesinnung auf den Alltag gebiert Quatsch ebenso wie Kulturkritik. Sie lässt den Rorschach-Tester scheitern und bietet Misanthropen und depressiven Psychoforschern eine würdige, sehr österreichische Bühne.

Wer Mahler bisher nicht kannte: Bitte hier eintreten! Bzw.: "Zwängler bitte 21x klingeln und mit dem linken Fuß eintreten."   (Michael Freund, Album, DER STANDARD, 31.8./1.9.2013)