Der Kanzler im Kreis der roten Prominenz: Werner Faymann ließ sich im Museumsquartier feiern, "es geht um uns".

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Wien - Die Wiener SPÖ hat jedenfalls ihre Mobilisierungskraft bewiesen: Neben Mitgliedern der Bundesregierung, der Wiener Landesregierung und den Spitzen aus der Gewerkschaft war auch zahlreich Publikum erschienen, das ohne weiteres das Prädikat "Basis" verdiente. Im Wiener Museumsquartier wurde am Donnerstagabend der offizielle Wahlkampfauftakt der SPÖ aufgeführt, das Publikum durfte vorab schon mit den sorgsam bereitgelegten roten Fahnen die Inszenierung üben: "Bitte nach links und nach rechts schwenken." Das klappte schon ganz gut.

Wiens Bürgermeister gab den Einpeitscher und er legte es launig an. In Anspielung auf die Fast-nackt-Fotos von Frank Stronach und Heinz-Christian Strache gab Michael Häupl das Versprechen ab, dass weder er noch Werner Faymann diesem Beispiel folgen würden. Ein Schaudern schlich sich an dieser Stelle durch das Publikum. Straches Badehose habe ausgesehen wie eine altmodische Unterhose, sagte Häupl, "ich hoffe, dass er am 29. September auch die Hose verliert".

Hinter den Wahlslogans der FPÖ verstecke sich Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Hass auf den Islam, befand der Bürgermeister, das sei "ziemlich unerträglich". Häupl berief sich dann auf Faymann: "Es ist eine Frage des Anstands, mit solchen Leuten nicht zu koalieren."

Auch die Grünen bekamen ihr Fett ab, deren Plakate würden ihr eigenes Anspruchsniveau deutlich unterschreiten. In Anspielung auf das Theater um die Fußgängerzone Mariahilfer Straße sagte Häupl: "Klar passiert bei uns in der Stadt auch ein Bledsinn."

Bei der ÖVP bedankte er sich für die "Geschenke", für die Diskussionen über den 12-Stunden-Arbeitstag, über die Anhebung des Frauenpensionsantrittsalters und den abgesandelten Wirtschaftsstandort. Das alles würde der SPÖ helfen. Dennoch versuchte der Bürgermeister, die Funktionäre zu motivieren: Sie müssten "reden, reden, reden". Häupl: "Das Heer der roten Redner wird am Ende diese Wahl entscheiden." Sein Appell: "Freunde, wir müssen zusammenhalten, wir dürfen uns nicht durch die Feindpropaganda verunsichern lassen."

Damit war der Boden für Werner Faymann aufbereitet, der in seiner Rede eine Richtungsentscheidung heraufbeschwor und das Gespenst einer schwarz-blauen Koalition an die Wand malte.  "Wirklich verhindern kann man eine schwarz-blaue Regierung nicht am Rednerpult, nur mit der Stimme bei der Wahl", bemühte sich auch Faymann um einen Appell an die eigenen Leute. "Dieses bewusste Nicht-Ausgrenzen der FPÖ, einer Partei des Hasses, sollte uns aufmerksam machen."

Faymann lobte Wirtschaftskraft und die niedrige Arbeitslosigkeit, geißelte Ausverkauf und den Abbau von Arbeitnehmerinnenrechten und predigte die Gerechtigkeit: Die unteren Einkommen müssten entlastet werden, die oberen 80.000 könnten "ruhig ein bisschen faire Steuern bezahlen". Steuerbetrugsbekämpfung und Millionärssteuer seien angesagt. "Dafür werden wir sorgen."

"Helft uns, unterstützt uns", appellierte Faymann an die Funktionäre, weil: "Auf uns können sich die Menschen verlassen." Und jetzt endlich wurden die roten Fahnen geschwungen, nach links und nach rechts, das klappte prächtig. (Michael Völker, DER STANDARD, 30.8.2013)