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Der Schein trügt: Ganz so friedlich wie auf diesem Bild ist die Diskussion über die Neugestaltung der Mariahilfer Straße nicht.

Foto: EPA/GEORG HOCHMUTH

Auch in der zweiten Woche des Testbetriebes will die Kritik an der Fußgängerzone in der Wiener Mariahilfer Straße nicht verstummen. Die Initiative "Gegen Mariahilferstraßenumbau" protestiert gegen die Verkehrsberuhigung in der Einkaufsmeile. Seit dem 19. August hat diese eine Facebook-Seite und bereits mehr als 4.500 Likes.

Initiator Christian Weissinger erklärt im Gespräch mit derStandard.at, dass er zwar kein "Autofetischist", aber ein "Anti-Grüner" sei, und fordert, den Autoverkehr wieder in beiden Richtungen zu erlauben.

derStandard.at: Was wollen Sie mit Ihrer Initiative "Gegen Mariahilferstraßenumbau" erreichen? Was sind die konkreten Forderungen?

Weissinger: Bürgermeister Häupl und die Grünen sollen sich Gedanken darüber machen, ob die Neugestaltung der Mariahilfer Straße nicht eine Fehleinschätzung war. Ich bin dagegen, aus dieser Einkaufsstraße eine Fußgängerzone zu machen, und möchte mich für mehr Demokratie einsetzen. Die Anrainer sind zu den Maßnahmen nicht gefragt worden.

In meinen Augen ist das Diktatur und Bevormundung. Unsere Hauptforderung ist der Rückbau der alten Mariahilfer Straße und, dass Autos wieder in beiden Richtungen fahren können.

derStandard.at: Wo sehen Sie im Moment die größten Probleme?

Weissinger: Die Begegnungszone ist ein Wahnsinn. Es gibt keine klaren Regelungen, die Fußgänger passen nicht auf, und die Autofahrer sind überfordert.

Außerdem wird durch die Neugestaltung die Wirtschaft zerstört. Ich bin seit acht Jahren Anrainer der Mariahilfer Straße. Um 20 Uhr war immer etwas los. Jetzt tut sich dort um diese Zeit gar nichts mehr. Wirtschaftstreibende haben mir gegenüber bestätigt, dass es einen Kundenrückgang gibt. Geschäfte funktionieren nur dort, wo Autos und Busse fahren und natürlich auch Fußgänger und Radfahrer hinkommen.

derStandard.at: Gibt es etwas, das Ihnen am neuen Verkehrskonzept zusagt?

Weissinger: Nein. Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen. Mittlerweile geht man auf die Radfahrer los, als Nächstes sind dann wahrscheinlich die Fußgänger schuld. Davor haben sich die Grünen dafür eingesetzt, Platz für Radfahrer zu machen, jetzt werden Radargeräte eingeführt.

derStandard.at: Sie sind selbst Anrainer und wohnen im siebenten Bezirk. Inwieweit sind sie von den Änderungen betroffen?

Weissinger: In der Schottenfeldgasse, wo ich wohne, gibt es eine Verbesserung. Hier ist es jetzt sehr ruhig. Durch den Umbau kann ich entweder in Schrittgeschwindigkeit Rad fahren oder gleich zu Fuß gehen. Ich möchte selbst entscheiden, welche Verkehrsmittel ich nutzen möchte.

derStandard.at: Der Idee einer Stadt mit weniger Autos können Sie also nichts abgewinnen?

Weissinger: Ich bin kein Autofetischist und setze mich für Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer ein. Trotzdem soll es genug Abstellplätze für Autos geben, da es in Wien ohnehin ein Parkplatzproblem gibt. Wenn man die Autos aus der Stadt verbannt, frage ich mich, woher der Teil der Steuereinnahmen kommen soll, den Autofahrer leisten. Stichwort Parkpickerl. Dann werden erst wieder die Abgaben für Müll, Wasser oder Strom angehoben.

derStandard.at: Sie sind FSG-Gewerkschafter bei den ÖBB, haben also ein Naheverhältnis zur SPÖ. Bürgermeister Häupl hat erst am Donnerstag begonnen, den Druck auf Vizebürgermeisterin Vassilakou zu erhöhen, indem er rasche Lösungen fordert. Überlässt die SPÖ den Grünen zu sehr das Feld?

Weissinger: Auch wenn man in derselben Partei ist, darf man eine Gegenmeinung haben. Ich hätte mir aber eine andere Haltung vom Bürgermeister erwartet.

derStandard.at: Auf der Facebook-Seite Ihrer Initiative wurde ein Foto hochgeladen, auf dem ein Bild Vassilakous mit Hammer und Sichel in der Rückscheibe eines Autos gezeigt wird. Denken Sie, dass dieser Populismus für Ihr Anliegen notwendig ist?

Weissinger: Ich glaube schon. Ich bin ein Anti-Grüner. Also ich bin total gegen Grün, weil sie Konzepte haben, die nicht zukunftsorientiert sind. Außerdem ist deren Wahlpropaganda unter jeglicher Gürtellinie. Ich denke dabei an ein Plakat, wo zwei dunkelhäutige Frauen gezeigt werden mit der Frage: "Wer putzt bei Dir?" Das ist Diskriminierung pur. (Elisabeth Mittendorfer, derStandard.at, 29.8.2013)